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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Gesicht hatte, das Fabiou je gesehen hatte. Es waren nicht so sehr<br />

die lange, hervorspringende Nase und die buschigen Augenbrauen,<br />

die so erstaunlich waren. Es war vor allem das riesige Feuermal,<br />

das diegesamte linke Seite seine Gesichtes einnahm. Es sah aus, als<br />

habe er die eine Hälfte seines Gesichts rot angemalt wie ein Narr<br />

an der Carnava. Seine kleinen dunklen Augen glitten wütend über<br />

Loís und die vier Geschwister. «Wo ist das Weib?», brüllte er.<br />

Jetzt zerrten sie sie aus der Hütte, die beiden Bewaffneten, die<br />

eben noch versucht hatten, das Bauwerk einzureißen. Sie hatten<br />

die Alte auf beiden Seiten untergehakt, ihre Füße schleiften über<br />

den Boden, da sie mit ihren gichtigen Beinen nicht Schritt halten<br />

konnte.<br />

«Ah!», schrie der mit dem Feuermal. Das Brüllen schien seine<br />

normale Art der Verständigung zu sein. «Da ist sie ja, das<br />

Hexenweib!»<br />

«Hexenweib?», rief Fabiou aus. «Mo…moment mal! Wer seid Ihr<br />

überhaupt, und was wollt Ihr von der Alten?»<br />

Der Offizier mit dem Feuermal bedachte Fabiou mit einem seltsamen<br />

Blick. So etwa der Blick, mit dem ein Jagdfalke ein zahmes<br />

Kaninchen betrachtet, von dem er weiß, dass er es nicht anrühren<br />

darf, so gern er ihm die Klauen ins Genick schlagen würde. «Mein<br />

Name ist Alest, Soldat im <strong>Die</strong>nst der Chambre Ardente von Ais. Zu<br />

Euren <strong>Die</strong>nsten, Senher», sagte er mit einem bösen Lächeln.<br />

Hinter ihm gab Loís ein Geräusch von sich, das wie ein Würgen<br />

klang. «Der… Chambre Ardente? Ihr meint, Ihr arbeitet für die»,<br />

Fabiou rang nach Atem, «für die Inquisition?»<br />

Das Lächeln in dem zweigeteilten Gesicht wurde noch breiter.<br />

«Allerdings», sagte der Offizier. «Und dieses Weib da ist der Hexerei<br />

verdächtig. Sie hat magische Praktiken ausgeübt, Flüche ausgesprochen<br />

und Beschwörungen vollführt. Dafür gibt es Zeugen.»<br />

<strong>Die</strong> Alte, die immer noch zwischen den beiden Wachleuten hing,<br />

starrte mit ausdruckslosem Blick ins Leere. «Ich spreche keine Flüche<br />

aus», sagte sie. Ihre Stimme klang absolut leblos. «Das kann ich<br />

gar nicht. Ich sage den Leuten die Zukunft, weil das meine Gabe<br />

ist. Mehr nicht.»<br />

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