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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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sein, dass er noch länger als zehn Sekunden wach bleiben würde.<br />

Seine Ahnung täuschte ihn nicht; er war bereits fünf Sekunden<br />

später im Tiefschlaf. Fabiou ließ ihn schnarchend auf dem Fußboden<br />

zurück und trat nach draußen aufden Gang.<br />

Der Gang war leerbis aufdrei Menschen, von denen zwei rechts<br />

und links neben einer der schmalen Schießscharten standen. Ihnen<br />

gegenüber stand Crestin, der Viguié von Ais, der kopfschüttelnd<br />

zu einem der beiden sagte: «Hatte ich nicht zu dir gesagt,<br />

dass du fliehen sollst, so schnell du kannst? Gott, Junge, Vascarvié<br />

wird weiter nachdir suchen. Jede Stunde,diedu verlierst,kann die<br />

Stunde sein, die dich aufs Schafott bringt!»<br />

Fabiou trat näher. «Hannes,der Gaukler», sagte er leise. «Hannes,<br />

der geheimnisvolle Maskenmann. Oder soll ichlieber Joan Nicoulau<br />

zu Euch sagen? Ich wäre vielfrüher darauf gekommen, wenn nicht<br />

alle gesagt hätten, Enri Nicoulau sei Italiener gewesen. Enri Nicoulaus<br />

ursprünglicher Name war wohl Heinrich Niklaus oder Nikolaus,<br />

meint Ingelfinger, und er stammte aus Deutschland. – Ich<br />

nehme an, es war dieser Schriftzug Santonou, den man bei den<br />

Toten fand, der Euch verriet, dass der Mörder von damals wieder<br />

am Werk war. Verratet mir eines, Mèstre Nicoulau – warum all die<br />

Rätsel? Ich verstehe, dass Ihr mit Eurem Wissen nicht zum Viguié<br />

gegangen seid, wenn ich das erlebt hätte, was Ihr erlebt habt, hätte<br />

ich auch kein Vertrauen mehr in die Gerichtsbarkeit. Aber warum<br />

so? Wieso habt Ihr Arnac und mir nicht gesagt, was Ihr wusstet,<br />

wenn Ihr uns zum Werkzeug Eurer Rache machen wolltet?»<br />

Er schaffte es in der Tat, Hannes einen leicht irritierten Blick zu<br />

entlocken; es war vermutlich das erste Mal in seinem Leben, dass<br />

ihn jemand mit Mèstre Nicoulau ansprach. Hannes schwieg einen<br />

Moment staunend angesichts dieser Anrede, bevor er antwortete,<br />

seine Bernsteinaugen glühend wie ein Sonnenuntergang: «Der<br />

Narr greift niemals ein. Er hält der Welt einen Spiegel vor. Erinnert<br />

Ihr Euch andie Inschrift auf Hector Degrelhos Grabstein? – Il<br />

est ton devoir d’accomplir bien ton role – mais le choisir appartient<br />

à un autre. Es ist deine Aufgabe, deine Rolle gut zu erfüllen,<br />

aber sie auszuwählen, steht einem anderen zu.»<br />

Fabiou dachte, dass es noch eine ganze Reihe offener Fragen gab<br />

und dass Hannes vermutlich der Einzige war, der sie hätte beant-<br />

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