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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Fabiou saß in einem der Sessel mit den durchgewetzten Samtbezügen<br />

und hielt sich an einem Glas mit nicht gerade allzu teurem<br />

Rotwein fest. Der Raum, in dem er sich befand, war eine Art kleiner<br />

Salon, halb so groß wie der im Hause der Aubans. Zwei große<br />

butzenverglaste Fensterscheiben zu seiner Rechten konnten nicht<br />

verhindern, dass Dunkelheit wie ein Schleier über dem Raum hing.<br />

Dunkle Schränke und Regale an den Wänden, ein dunkler Teppich,<br />

ein dunkles Holzkreuz an der Wand, ein Tisch aus Eich enholz, vom<br />

Altergeschwärzt. Ein Raum, der Trauer trug.<br />

Drei Menschen befanden sich mit ihm im Zimmer. <strong>Die</strong> Dame<br />

<strong>des</strong> Hauses, jene Marguérite, der Frederi auf der Plaço dis Erbo begegnet<br />

war, saß ihm gegenüber, blass in ihrer schwarzen Witwentracht,<br />

ein schüchternes Lächeln auf ihrem Gesicht. An ihrer Seite<br />

saß Rouland de Couvencour. Der Kerzenschein schimmerte auf<br />

seiner Kopfhaut, wo sie nicht von den dünnen Haarsträhnen bedeckt<br />

war. Sein einfaches Wams verbarg einen Ansatz von Bauch.<br />

Der junge Mann lehnte ein paar Schritte entfernt an einer<br />

schwarz lackierten Kommode und betrachtete Fabiou aus Augen,<br />

die schillerten vor Misstrauen. Wäre es nach ihm gegangen, Fabiou<br />

hätte die Schwelle nie übertreten. Lass ihn ‘rein, er ist Cristous<br />

Sohn, hatte Couvencour gesagt, und der junge Mann war beiseite<br />

getreten, seine Haare gesträubt vor Widerwillen, doch ohne Widerspruch.<br />

Cristou de Bèufort – wie kam es, dass dieser Name Türen<br />

öffnete wie ein Zauberwort?<br />

Rouland de Couvencours Gesicht stand in krassem Gegensatz zu<br />

der Reserviertheit <strong>des</strong> jungen Carbrai. Er betrachtete Fabiou mit<br />

dem glückseligen Strahlen eines stolzen Onkels; während er ihn<br />

in den Salon geleitet hatte, hatte er ihm dreimal väterlich auf die<br />

Schulterngeklopft. Fabiou kam sich ziemlich seltsam vor. Schließlich<br />

war er Couvencour gerade zum ersten Mal bewusst begegnet.<br />

Keiner sagte bisher etwas, Fabiou war dem aggressiven Blick<br />

Carbrais, dem liebevollen Lächeln Couvencours und dem schüchternen<br />

Augenaufschlag der Witwe ausgesetzt, eine etwas unbehagliche<br />

Kombination, und er begegnete der Peinlichkeit, indem er<br />

wieder und wieder an seinem Rotwein nippte. Schlechte Methode<br />

– ich sollte klaren Kopf bewahren, und statt<strong>des</strong>sen bin ich in fünf<br />

Minuten betrunken!<br />

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