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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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gen, ein lachender kleiner Schmollmund, ungeschönt die karottenroten<br />

Kraushaare, die das niedliche runde Gesicht umgaben,<br />

die braunen Tupfer auf der kleinen rosa Nase. Daneben der Junge,<br />

winkend mit zwei ungelenken Ärmchen, ebenso rothaarig, ebenso<br />

sommersprossig, Fabiou und Catarino, ein Spiegelbild aus einer<br />

längst vergangenen Zeit.<br />

Catarino stand und streckte die Hand aus und berührte die Farben,<br />

berührte die <strong>Kinder</strong>gesichter, die sie fröhlich anlachten, und<br />

zog die Hand zurück, als habe sie gegen einen heißen Ofen gelangt.<br />

«Das hat Frederi gemalt?», fragte sie ungläubig.<br />

«Er war wirklich begabt, wie gesagt», meinte Oma Felicitas. «Ich<br />

verzeihe ihm nie, dass er aufgehört hat zu malen.»<br />

«Wieso hat er denn aufgehört?», fragte Fabiou mit blitzenden<br />

Augen. «Ich meine, er hätte echt berühmt werden können mit so l-<br />

chen Bildern. Oder zumin<strong>des</strong>t viel Geld damit verdienen können.»<br />

«Nun…», Oma Felicitas starrte aus dem Fenster auf die Hausfassaden<br />

in der Carriero dis Noble, «er hatte wohl W ichti geres zu<br />

tun. Ein Gut zu bestellen, ein paar <strong>Kinder</strong> großzuziehen…» Sie<br />

räusperte sich und sagte dann mit einer Stimme, die ungewohnt<br />

leise klang: «Er hat nie wieder gemalt, seit Cristous Tod. Nie wieder.<br />

– Wir gehen wieder runter», erklärte sie dann in gewohnter<br />

Schroffheit. «Los, <strong>Kinder</strong>. He, hört ihr nicht?»<br />

Sie standen und konnten sich nicht losreißen von den Bildern<br />

und den Farben und dem jungen Mann, der ihr Vater gewesen war,<br />

und Oma Felicitas schimpfte, das habe man nun davon, die Rangen<br />

hier ‘reinzulassen, und schob sie allen Protesten zum Trotz zur Tür<br />

hinaus.<br />

«Warum hat unser Stiefvater mich nicht gemalt?», fragte Cristino,<br />

als sie hinter ihrer Großmutter die Treppe hinabtrottete.<br />

«Oh, er wollte es sicher, aber die Ereignisse überschlugen sich<br />

damals, das Fieber, das euch alle traf… wer denkt da noch ans<br />

Malen?»<br />

«Was war es für ein Fieber?», fragte Fabiou.<br />

«Nun, ähm, keine Ahnung, ich bin schließlich kein Arzt…»<br />

«Das meine ich nicht!», sagte Fabiou. «Ich meine, war es eine der<br />

Seuchen, die nach der Ermordung der Waldenser die Runde machten,<br />

an der mein Vater gestorben ist?»<br />

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