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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ältere Schwester, also seine legitime Schwester, Anno de Mergoult,<br />

ist Clarissin…» Wieder schnappte sie nach Luft. Man hätte meinen<br />

können, sie hätte wahrhaftig ein ernsteres Problem mit ihren<br />

Atemwegen. «Er ist ihm so ähnlich», flüsterte sie. «Wie er redet…<br />

und was er sagt … in jedem seiner Worte höre ich ihn.»<br />

«Wen ihn?», fragte Cristino verständnislos.<br />

Beatrix zitterte in der Tat am ganzen Körper. «Maynier», stieß<br />

sie hervor. «Sei vorsichtig, Cristino.»<br />

«Ja, und?», fragte Cristino. «Immerhin ist der Baroun d’Oppède<br />

doch Gerichtspräsident.»<br />

«Und einer der einflussreichsten Männer von Ais!», erklär te Catarino<br />

vehement.<br />

Tante Beatrix hatte ihre Lippen so fest zusammengepresst, dass<br />

sie regelrecht durchsichtig wirkten. Sie schüttelte stumm den<br />

Kopf.<br />

«Habt Ihr Philippe denn gekannt?», fragte Fabiou neugierig.<br />

Beatrix nickte ruckartig. «Gut sogar», krächzte sie. «Pierre und<br />

er waren eng miteinander befreundet. Sie waren zusammen auf<br />

der Schule.»<br />

«Indieser Klosterschule?»<br />

«Ja, in der Klosterschule.» Sie lachte nervös auf. «<strong>Die</strong> hatte einen<br />

guten Ruf, diese Schule. Eine Menge der hiesigen Adligen und reichen<br />

Bürgerlichen haben ihre Söhne dorthin geschickt.»<br />

«Ist es wahr, was man so hört?», fragte Catarino mit leuchtenden<br />

Augen. «Dass er Protestant geworden ist? Und sich in ein protestantisches<br />

Mädchen, noch dazu eine von niederer Herkunft, verliebt<br />

hat? Und mit ihr durchgebrannt ist?» Ihr verklärter Blick<br />

zeigte deutlich, wie romanesk und rührend sie diese Geschichte<br />

fand. Cristino, gute Katholikin die sie war, rümpfte pflichtschuldig<br />

die Nase.<br />

«Er war so anders als sein Vater», sagte Tante Beatrix leise. «Ehrlich,<br />

gutmütig, weltoffen. Er wollte niemandem Böses. Sein Vater<br />

wollte einen Juristen aus ihm machen, wie er einer war, aber er ist<br />

dem Studium nur lustlos gefolgt. Er hat all das verabscheut – die<br />

Härte, den Fanatismus, die Grausamkeit, mit der sein Vater gegen<br />

alle vorging, die er für Verbrecher oder Irrgläubige hielt. Manchmal<br />

habe ich mich gefragt, ob er vielleicht nur aus Protest gegen<br />

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