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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Es wurde ein seltsamer Abend. Ein Abend, an dem die Familie, das<br />

heißt der Teil, der noch übrig war, eine gute Stunde lang stumm<br />

und steif um einen gedeckten Tisch herumsaß, ohne dass auch nur<br />

ein Satz gesprochen wurde, der über «Reiche mir bitte das Salz» und<br />

«Ich hättegern noch etwas Sauce» hinausging. Wahrscheinlich lag<br />

es daran, dass so viele, die sonst hier gesessen hatten, fehlten. Frederi<br />

fehlte. Cristino fehlte. Frederi Jùli fehlte, da es ihm weiterhin<br />

zu schlecht ging, als dass er hätte aufstehen können. Tante Beatrix<br />

fehlte, da Onkel Philomenus sie, kaum dass sich der Zustand seines<br />

Neffen geringfügig gebessert hatte, aus dem Haus geworfen hatte<br />

mit der Bemerkung, dass alles weitere ja wohl der Mönch übernehmen<br />

könnte, woraufhin Tante Beatrix Bruder Antonius seufzend<br />

ihre Anweisungen gegeben hatte und mit einem letzten bitterbösen<br />

Blick auf Philomenus gegangen war.<br />

Fabiou fehlte ebenfalls. Er hatte das Haus gegen vier Uhr verlassen<br />

und war nicht zurückgekehrt. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc war außer<br />

sich vor Sorge. Der wird schon sehen, was er davon hat, der kleine<br />

Angeber, hatte Onkel Philomenus gebrüllt. Bruder Antonius hatte<br />

einen unsicheren Blick auf den friedlich schlafenden Frederi Jùli<br />

geworfen und gesagt, ich gehe ihn suchen.<br />

Das Dessert war schon aufgetragen, als ausgerechnet Theodosius-das-Großmaul<br />

die ketzerischste aller Fragen stellte und damit<br />

den anderen endgültig den Nachtisch verdarb. «Wo ist denn jetzt<br />

Onkel Frederi?», fragte er neugierig.<br />

<strong>Die</strong> Dame Castelblanc begann zu heulen.<br />

Philomenus knallte seinen Löffel auf den Tisch, den er soeben<br />

tief in seine Zitronencremegetaucht hatte. «Halt den Mund!», fuhr<br />

er seine Schwester an.<br />

«Oh Gott, Frederi, mein Frederi!», schluchzte Madaleno.<br />

«Ich habe gesagt, du sollst den Mund halten!», brüllte<br />

Philomenus.<br />

Das Schluchzen brach ab. Starr sah Madaleno auf die geblümte<br />

Tischdecke. «Sie werden ihn töten, wie all die anderen», murmelte<br />

sie verträumt.<br />

Totenstille. Catarino fiel der Löffel aus der Hand. «Red’ keinen<br />

Unsinn!», fauchte Oma Felicitas.<br />

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