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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Hinrichtung von zwei Protestanten an der Pin de Genas, derer sie<br />

am Vortag Zeuge geworden waren – «Und der eine, der hatte so ein<br />

Kreuz in der Hand und hat dauernd so ein Lutheranergeschwätz<br />

vor sich hingejammert, ‹Einefesteburgistunsergott› und so, aber<br />

echt, genau in dem Tonfall, ‘ne richtig olle Sau war das!» Aber geschmeichelt<br />

von der allgemeinen Aufmerksamkeit, ignorierte sie<br />

das, ignorierte sie alles, sie war die Königin <strong>des</strong> Abends, es war<br />

herrlich!<br />

Ab und zu warf sie ihrer Schwester einen mitleidigen Blick zu.<br />

<strong>Die</strong>se stand bei Fabiou, dem Langweiler, der sich wie immer in die<br />

hinterste Ecke <strong>des</strong> Raumes zurückgezogen hatte, und Victor, dem<br />

Brouche, der <strong>Die</strong>ner, zwar mittlerweile ein neues Hemd gebracht<br />

hatte, der ansonsten aber blass und unscheinbar wie immer war.<br />

Catarino machte mittlerweile selbst ein reichlich betrübtes Gesicht,<br />

offenbar tat es ihr nun doch leid, sich derart vergessen zu haben.<br />

Doch natürlich, ihr Stolz ließ es nicht zu, sich bei Alessia zu entschuldigen,<br />

Cristino kannte ihre Schwester, lieber nahm sie es auf<br />

sich, Ais’ Gesprächsthema Nummer eins zu werden. Das e rfüllte<br />

Cristino mit Trauer und erneut mit der nagenden Angst, etwas von<br />

Catarinos Schande könne auf sie zurückfallen. Was schließlich,<br />

wenn Alessias Vater Frederi zum Duell herausforderte? Frederi, der<br />

Versager, würde selbstverständlich verlieren und dabei ums Leben<br />

kommen, und dann wäre Onkel Philomenus ihr Vormund, und der<br />

würde sie höchstwahrscheinlich an den meistbietenden Pfeffersack<br />

versteigern, um Geld einzustreichen und sie möglichst schnell los<br />

zu sein, und statt Alexandre de Mergoult zu heiraten, würde sie ihr<br />

Leben an der Seite eines Niederen verbringen und den Rest ihrer<br />

Tage mit Fußbodenschrubben zubringen müssen. <strong>Die</strong>ser Gedanke<br />

fraß den ganzen Abend an ihr, war dabei bei jedem Tanz, jedem<br />

Kompliment der Burschen und jedem bewundernden Lachen, das<br />

sie Alexandre de Mergoult schenkte. Bis zehn Uhr nachts.<br />

Um zehn Uhr nachts fasste Cristino nämlich einen Entschluss.<br />

Den Entschluss, nicht tatenlos zuzusehen, wie ihre Schwester sie<br />

und die Familie ins Unglück stürzte. Catarino mochte ja die Ältere<br />

sein – um zehn Minuten –, aber sie war zweifelsohne die Vernünftigere.<br />

Sie würde zu Alessia gehen und sich an Catarinos statt<br />

entschuldigen. Alessia, würde sie sagen, ich weiß, meine Schwes-<br />

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