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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Nichts jedoch lieferte den feinen Herrschaften mehr Gesprächsstoffals<br />

wir.<br />

Meine Schwester und ich haben die Unverfrorenheit besessen,<br />

unsere Familie, unseren Stand, unser Blut zu verraten, indem<br />

wir einer Tätigkeit nachgingen, die unserer Stellung unwürdig<br />

war, indem wir unter unserem Stand heirateten, indem wir uns<br />

mit Menschen umgaben, die in den Augen jener Edelleute gerade<br />

gut genug waren, ihre Fußböden zu schrubben und ihre Pferde zu<br />

füttern. Als wir Castelblanc nach jener unglücklichen Geschichte<br />

um Agnes Degrelho verlassen hatten, waren wir noch nahezu<br />

<strong>Kinder</strong> gewesen. Jahre der Wanderschaft hatten Catarino und ihren<br />

Mann auf seiner Flucht vor den wirklichen und imaginären<br />

Geistern der Vergangenheit kreuz und quer durch ganz Europa<br />

geführt; und ich hatte zunächst in Aix und später in Bologna und<br />

Heidelberg die Rechte studiert. 1563 war ich nach Aix zurückgekehrt,<br />

hatte dort meine Arbeit als Advokat aufgenommen und mir<br />

in allerkürzester Zeit einen Ruf erworben, der dem meines Vaters<br />

in nichts nachstand. In ebenso kurzer Zeit, nach w eni gen Monaten<br />

nur, hatte ich einen Ehrenplatz auf Duran de Pontevès’ To<strong>des</strong>liste.<br />

Es waren absurderweise die Carcisten, die mir das Leben retteten<br />

und verhinderten, dass ich in jenen Tagen wie unzählige andere an<br />

der Pin de Genas endete, denn wenn ich auch der Inbegriff eines<br />

Ketzerfreun<strong>des</strong> war, so vergaß Jean de Pontevès mir dennoch nie,<br />

was ich für die Ehre der Bruderschaft getan hatte. <strong>Die</strong> Liebe zwischen<br />

den Brüdern Pontevès war aufgrund der Ereignisse in Aix<br />

auf einem Tiefpunkt angelangt, und ein Gnadengesuch <strong>des</strong> Carcès<br />

hätte Konsul Pontevès somit wohl kaum dazu bewogen, mich am<br />

Leben zu lassen, weshalb man mich schließlich bei Nacht und Nebel<br />

aus der Stadt schmuggeln ließ. In den Jahren, die folgten, verschlugen<br />

die Kriegswirren mich nach Arle, wo mein Schwager und<br />

meine Schwester sich mittlerweile mit ihrer Theatertruppe niedergelassen<br />

hatten. Es waren gefährliche Zeiten, Zeiten <strong>des</strong> Krieges<br />

und der Rechtlosigkeit, und mehr als einmal brachte mich mein<br />

Einsatz für einen Mandanten, der der falschen Religion angehörte,<br />

in eine kritische Situation. Doch so viele Feinde ich auch hatte, so<br />

sicherte mir meine Rolle in jener seltsamen Geschichte von 1558<br />

den Schutz einiger einflussreicher Mitglieder der Liga, ebenso wie<br />

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