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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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mernd und lamentierend kämpfte sich die Jagdgesellschaft durch<br />

den sturmgeschüttelten Wald, der sicheren Behausung zu.<br />

Sie brauchten vermutlich keine Viertelstunde, um das Anwesen<br />

zu erreichen, doch es kam allen eine Ewigkeit vor. Besonders das<br />

letzte Stück, über die freie Fläche vor dem Gebäude, von Blitzen<br />

umzuckt und ohne jeden Schutz vor dem Regen, war ein Albtraum.<br />

Es goss wie aus Kübeln, die Pferde schlitterten im aufgeweichten<br />

Gras, und ringsum feuerte der Himmel Blitze nieder, dass selbst<br />

die tapferen jungen Burschen kreideweiß um die Nase waren.<br />

Schließlich erreichte die Gesellschaft dann aber doch ohne größere<br />

Verluste den Hof, und der Senher d’Astain rief nach seiner <strong>Die</strong>nerschaft,<br />

die tropfnassen Damen in die Gemächer zu geleiten und ihnen<br />

dabei zu helfen, sich wieder in einen vorzeigefähigen Zustand<br />

zu bringen. Zum Glück hatte fast jeder der Gäste eine komplette<br />

Abendgarderobe auf dem Anwesen stationiert.<br />

Victor, der mit Fabiou die Nachhut gebildet hatte, wollte sichgerade<br />

ebenfalls ins Trockene zurückziehen, als ihm, nass und kreidebleich,<br />

<strong>des</strong>sen Stiefvater entgegengestürmt kam, in Begleitung<br />

eines ziemlich erbosten Alexandre de Mergoult. «Wo ist Cristino?»,<br />

brüllte der Cavalié.<br />

«Cristino? Eure Tochter?»<br />

«Ja! Wir sind im Wald voneinander getrennt worden! Ist sie<br />

hier?»<br />

«Ich weiß nicht… ich habe sie nicht gesehen…», meinte Victor.<br />

Fabiou schwieg vorsichtshalber. Frederi bedachte Alexandre de<br />

Mergoult mit einem bitterbösen Blick und ließ ihn stehen. Letzterer<br />

stieß einen Fluch aus, drehte sich um und rannte den Weg<br />

zurück, den er gekommmen war.<br />

Victor schüttelte den Kopf und lief ins Haus. Fabiou blieb auf<br />

der Schwelle stehen und blickte beunruhigt zum Wald zurück, der<br />

grell im Licht der Blitze flackerte. Weiber waren doof, das war klar,<br />

aber dass Cristino so doof sein sollte, bei dem Gewitter im Wald zu<br />

bleiben, konnte er sich dann doch nicht vorstellen.<br />

Jemand glitt an seine Seite, eine graue Gestalt, die schütteren<br />

Haare triefend, die verdreckten Lumpen schwer vor Nässe. Man<br />

brauchte Fantasie, um St. Roques Bauern zu erkennen. «Keine<br />

gute Zeit für den kleinen Mann, Senher», flüsterte er. «Keine gute<br />

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