04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Quacksalberbücher», wie Catarino es nannte, beständig. Fast jede<br />

freie Minute schmökerte sie in Onkel Pierres alten Folianten.<br />

Heimlich und in ihrem Zimmer natürlich, ihre Mutter und Frederi<br />

hätten wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, und<br />

Onkel Philomenus vermutlich einen Wutanfall bekommen, das<br />

warja nun wirklich keine Lektüre für ein Mädchen. «Es ist einfach<br />

absolut faszinierend», meinte Cristino, die Nase in Paracelsus’ AR-<br />

CHIDOXA vergraben. «Wusstest du, dass Paracelsus meint, jeder<br />

Mensch trägt einen Alchemisten in sich, der die Gifte, die wir stets<br />

mit der Nahrung zu uns nehmen, herausfiltert und den Körper so<br />

vor Krankheiten schützt?»<br />

«Enorm faszinierend.» Catarino verdrehte die Augen, und als<br />

Cristino sie dann auch noch fragte, was sie von der Heilkraft <strong>des</strong><br />

Antimons halte, floh sie mit auf die Ohren gepressten Händen.<br />

Catarinos Nachforschungen gingen in eine völlig andere Richtung.<br />

Sie entwickelte ein ganz neues Interesse für das Haus, in dem<br />

sie lebte. Offensichtlich war sie unermüdlich auf der Suche nach<br />

Dingen, die ihrem Vater gehört hatten. Wann immer sie sich in<br />

einem Raum allein wähnte, öffnete sie Schubladen und Schranktüren<br />

und kramte sich durch deren Inhalte, in der Hoffnung, auf eine<br />

Mantelspange, ein Messer oder eine Schreibfeder zu stoßen, die<br />

möglicherweise einmal durch Cristou de Bèuforts Hände gegangen<br />

waren. Einmal schlich sie sich heimlich in Oma Felicitas’ Salon,<br />

und dort nahm sie Cristous Degen von der Wand, zog ihn aus der<br />

Scheide und starrte lange auf die blitzende Klinge, bis irgendwann<br />

dieGroßmutter zur Tür hereinkam und sie hinauswarf.<br />

Fabiou beobachtete den neu erwachten Forschungsdrang seiner<br />

Schwestern mit gewisser Skepsis, das hieß, er hielt beide langsam<br />

für völlig übergeschnappt. Ansonsten war er eher guter Dinge. Sébastien<br />

brachte eine Nachricht, die ihn in all seinen Überlegungen<br />

bestätigte.<br />

Er stand am Pfingstmontag, dem 30. Mai, vor dem Tor und forderte<br />

lautstark, mit Fabiou sprechen zu dürfen. «Tatatataaaa!», rief<br />

er, als dieser an der Tür erschien, wie ein Herold, der min<strong>des</strong>tens<br />

die Krönung eines neuen Königs verkündete, und ebenso strahlte<br />

er auch.<br />

«Was ist denn mit dir los?», fragte Fabiou erstaunt.<br />

560

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!