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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Er hätte sichgar nicht so sehr anstrengen müssen. « Bonjour, Far<br />

biou», sagte der Fremde in diesem Moment deutlich hörbar.<br />

<strong>Die</strong> Kunst der Rhetorik polterte auf den Fußboden. Sie waren<br />

Gott sei Dank relativ weit vom Pförtner und den übrigen Studenten<br />

entfernt. Perplex bückte Fabiou sich und hob das Buch wieder auf.<br />

Ein paar Seiten waren geknickt. «Woher… kennt Ihr meinen Namen?»,<br />

fragte er heiser.<br />

«Oh, er stand in dem Buch da vorne.» Der Fremde klappte sein<br />

Buch zu und wies zum Eingang. «Ich habe die Bibliothek kurz<br />

nach dir betreten.» Für einen Deutschen sprach er erstaunlich gut<br />

provenzalisch.<br />

«Was tut Ihr hier?», fragte Fabiou misstrauisch.<br />

«Oh», der Fremde sah ihn erstaunt an, «dasselbe wie alle hier. Ich<br />

bilde mich. Dazu ist eine Universität doch da, oder?»<br />

«Ihr seid ein bisschen alt für einen Studenten!», entgegnete Fabiou.<br />

«Im Übrigen glaube ich Euch kein Wort! Ihr verbergt etwas! Ihr<br />

nennt Euch Grandjean und behauptet, Ihr seid aus Lothringen, und<br />

dabei seid Ihr in Wirklichkeit Deutscher und heißt Ingelfinger!»<br />

Ingelfinger pfiff leise durch die Zähne, während er das Buch ins<br />

Regal zurückstellte. «Du bist ein ganz schön schlauer Junge, Fabiou»,<br />

meinte er. «Das scheint bei euch in der Familie zu liegen.»<br />

«Wie meint Ihr das?», fragte Fabiou verwirrt.<br />

«Oh, ich kannte zumin<strong>des</strong>t mal einen Kermanach de Bèufort,<br />

und der war ein glänzender Geist. Bester seines Jahrgangs im juristischen<br />

Examen. Man hat ihm eine große Karriere vorhergesagt.»<br />

«Ihr kanntet meinen Vater?», fragte Fabiou unsicher.<br />

«Oh, das ist lange her… Wenn er dein Vater ist, dann bist du<br />

ja auch mit Docteur Avingou verwandt! Wahrhaftig, lauter kluge<br />

Leute in der Familie. Kein Wunder, dass du so ein Schlaukopf<br />

bist.»<br />

«Mein Vater ist tot», sagte Fabiou finster.<br />

«Oh, welch Tragödie! So ein vielversprechender Mensch! Woran<br />

ist er denn gestorben?»<br />

«An einem Fieber. Schon 1545.» 1545. Immer wieder dasselbe<br />

Datum. 1545 wurden die Waldenser vernichtet, 1545 wurden die<br />

Antonius-Jünger hingerichtet, Hector Degrelho und seine Familie<br />

wurden ermordet, Vater starb an einem Fieber, Onkel Pierre<br />

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