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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Paktiererei mit den deutschen Protestanten aber natürlich weiter.<br />

Das Deutsche Reich stand ‘45<br />

kurz vor einem Krieg zwischen den<br />

– katholischen – Kaiserlichen und den protestantischen Fürsten.<br />

<strong>Die</strong> Folge war, dass Corbeille offiziell mit Trostett gemeinsame Sache<br />

machte, inoffiziell aber mit mir zusammenarbeitete, während<br />

Trostett, der die Sache natürlich durchschaute, versuchte den Spieß<br />

herumzudrehen, indem er mit den französischen Protestanten oder<br />

sonstigen Feinden der französischen Krone paktierte. Und so geriet<br />

er wohlan die Bruderschaft.»<br />

«Aber Ihr hattet doch auch Kontakte zur Bruderschaf t!», war f<br />

Fabiouein.<br />

Ingelfinger seufzte. «Es würde mich in der Tat interessieren, woher<br />

du all das weißt. Na ja. <strong>Die</strong> Bruderschaft hat natürlich meine<br />

Gesellschaft gesucht, weil sie meinten, dass alle Protestanten<br />

zwangsläufig Kämpfer für eine freiere Weltordnung seien und sie<br />

von einer großen Allianz aller freiheitsliebenden Geister Europas<br />

träumten oder so ähnlich. <strong>Die</strong>se Jungs waren die größten Traumtänzer,<br />

die mirje begegnet sind, eine Bande von weltfremden Utopisten,<br />

mit einer Vorstellung von Politik, die aus einem Märchen<br />

zu stammen schien, zu naiv, um zu begreifen, dass sie von allen<br />

nur benutzt wurden.»<br />

«Aber wenn sie so naiv und dumm und so leicht zu benutzen<br />

waren, warum wurden sie dann beseitigt?», fragte Fabiou. Auch<br />

das wieder ein Probeschuss, er hatte keine Ahnung, was an der<br />

Buous’schen Theorie von der Ermordung Carfadraels dran war.<br />

Doch offensichtlich lag er erneut richtig.<br />

«Warum?» Ingelfinger lächelte müde. «Warum wurde Jesus hingerichtet?<br />

Oder Thomas Moore? Warum hat man einen Jan Hus<br />

verbrannt und einen Martin Luther geächtet und einen Jean Cauvain<br />

aus dem Land gejagt?»<br />

«Ich weiß nicht», meinte Fabiou.<br />

«Weil sie an das, was sie sagten, geglaubt haben», antwortete<br />

Ingelfinger. «Ein Mensch, der wirklich an eine Überzeugung<br />

glaubt, kann gefährlicher sein als eine Armee. Man kann Glauben<br />

nicht zerstören, Fabiou, das ist das Problem. Man kann Menschen<br />

töten, Städte niederbrennen, ganze Landstriche verwüsten. Aber<br />

gegen den wahren Glauben ist selbst ein König machtlos. Ich spre-<br />

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