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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Fabiou linste auf die aufgeschlagene Seite. Sie zeigte ein Gemälde,<br />

auf dem ein goldener Kelch auf einem Altar dargestellt war,<br />

Kerzen an seiner Seite, darüber zwei Engel mit ausgebreiteten Flügeln.<br />

«Das soll der Gral sein? Sieht aus wie ein Messkelch», meinte<br />

Fabiou.<br />

«Natürlich», antwortete Antonius, und auf Fabious erstaunten<br />

Blick antwortete er: «Der Sage nach ist der Gral der Kelch, aus dem<br />

Jesus bei der Einsetzung <strong>des</strong> heiligen Abendmahls den Wein trank.<br />

Jeder Altarkelch ist also in der Theorie eine Nachbildung <strong>des</strong> Grals.<br />

Natürlich weiß heute kein Mensch mehr, wie der u rsprün gliche<br />

Kelch ausgesehen hat, aber alle Darstellungen <strong>des</strong> Heiligen Grals<br />

orientieren sich an den heutigen Altarkelchen.»<br />

«Ja, und? Was hat das mit unserer Geschichte zu tun?», fragte<br />

Fabiou.<br />

«Das Buch hier geht auch auf die Katharer ein. Kennst du die<br />

Geschichte von Mont-Segur?»<br />

«Na ja, so lala. Da hatten sich doch die Katharer vor den französischen<br />

Truppen verschanzt, oder? Aber schließlich mussten sie<br />

kapitulieren.»<br />

Bruder Antonius nickte langsam. «Mont-Segur wurde von einer<br />

Gruppe von Rittern verteidigt, die die Katharer unter ihren Schutz<br />

gestellt hatten. Als Mont-Segur kapitulierte, gaben die Belagerer<br />

den Rittern ihr Ehrenwort, ihr Leben zu schonen, da sie schließlich<br />

keine Ketzer waren und nur gemäß ihrer Pflicht und ihrer Ehre<br />

als Ritter gehandelt hatten.» Bruder Antonius seufzte. «<strong>Die</strong> Katharer<br />

wurden daraufhin allesamt mit ihren Frauen und <strong>Kinder</strong>n<br />

auf einem riesigen Scheiterhaufen vor der Burg Mont-Segur verbrannt.<br />

Und was die Ritter betraf, die sich in gutem Glauben ergeben<br />

hatten, so hielten die Belagerer ihr Versprechen und töteten sie<br />

nicht. Statt<strong>des</strong>sen wurden sie nach Carcassonne gebracht und dort<br />

in winzigen Kerkerzellen lebendig eingemauert. Erst fünfzig Jahre<br />

später wurde der Kerker von der Bevölkerung gestürmt. Ein paar<br />

der Ritter waren tatsächlich noch am Leben.Stelldirdas mal vor –<br />

sie müssen halbe <strong>Kinder</strong> gewesen sein, als man sie in Carcassonne<br />

einkerkerte, und als Greise wurden sie befreit. Ein ganzes Leben in<br />

Dunkelheit verbracht.» Er schüttelte den Kopf. Er hatte wahrhaft<br />

eine Gänsehaut.<br />

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