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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Laballefraou schob Hannes auf den Gang hinaus. <strong>Die</strong> Beine <strong>des</strong><br />

Jungen knickten ein vor Angst, als sie den Gang hinunterliefen, und<br />

Laballefraou musste ihn unterhaken. «Mann, reiß dich zusammen,<br />

Kleiner», knurrte er. Hannes antwortete nicht. Er kämpfte gegen<br />

einen heftigen Würgereiz.<br />

Sie traten in die Nacht hinaus, und die Tür der Conciergerie<br />

fiel hinter ihnen ins Schloss. «Ganz normal weiterlaufen, Junge»,<br />

flüsterte Laballefraou dem zitternden Hannes zu. «Wir tun dir<br />

nichts, versprochen.»<br />

Hannes starrte ihn aus großen Augen an. Ansonsten tat er, was<br />

Laballefraou ihm befohlen hatte. Er lief weiter.<br />

In der Carriero Ponto Novo drückten sie sich in eine Seitengasse.<br />

Crestin griff nach Hannes’ Händen und zerschnitt hastig seine<br />

Fesseln. «Geh in aller Ruhe zum Nachttor und ver lass die Stadt,<br />

als seiest du ein Bauer, der sich nach dem Markt noch in den Ba<strong>des</strong>tuben<br />

vergnügt hat. Wenn einer fragt, sagst du genau das», sagte<br />

er. «Das Mädchen wartetauf dich vor der Stadtan der Porto Bello-<br />

Gardo mit einem Pferd. Wir werden in einer Stunde Alarm schlagen.<br />

Wir werden behaupten, deine Komplizen hätten uns überfallen,<br />

dich befreit und uns in einen Schuppen eingeschlossen, aus<br />

dem wir uns erst nach so langer Zeit befreien konnten, du hast also<br />

einen Vorsprung. Reite nach Osten, in Richtung Italien. Du bist<br />

erst sicher, wenn du über der Grenze bist, vergiss das nicht. Wenn<br />

du irgendetwas brauchst, was dir Flügel verleiht, dann denk daran,<br />

wie dein Vater und dein Onkel gestorben sind.»<br />

Hannes kämpfte darum, seinen Mageninhalt an Ort und Stelle<br />

zu halten. «Ich denke die ganze Zeit an nichts anderes, das könnt<br />

Ihr mir glauben», krächzte er.<br />

«Also. Dann mach, dass du weg kommst.»<br />

«Warum tut Ihr das?»<br />

Crestin atmete schwer. «Weil ich glaube, dass du unschuldig<br />

bist, und weil die niemals diese Möglichkeit auch nur in Betracht<br />

ziehen werden. Weil ich zugesehen habe, wie dein Vater und dein<br />

Onkel unschuldig gestorben sind, und ich diese Erfahrung ungern<br />

wiederholen möchte. Und weil man, wenn man einmal Verantwortung<br />

für ein Leben übernommen hat, diese nicht so einfach ablegen<br />

kann.»<br />

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