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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Cristino lag auf einem Diwan in einem Nebenraum, der so aussah,<br />

als sei er eigens dazu konzipiert, ohnmächtigen Damen Ruhe zu<br />

bieten, während die Dame Castelblanc ihr mit einem Fächer Luft<br />

zuwedelte. «<strong>Die</strong>se Hitze, da drinnen, da muss einem jungen Mädchen<br />

ja schlecht werden!», sagte sie mit ihrem glockenhellen Lachen.<br />

Ringsum standen die Herren, Sébastien de Trévigny, Victor<br />

und Archimède Degrelho, der der Gastgeberpflichtgenügend sofort<br />

herbeigeeilt war, Fabiou und der Cavalié de Castelblanc, der nicht<br />

von Cristinos Seite wich – offensichtlich hatte er gewaltige Angst,<br />

sie könnte noch einmal verloren gehen – und den Baroun d’Astain<br />

ständig mit giftigen Blicken bombardierte, als wäre dieser direkt<br />

für Cristinos Kollaps verantwortlich. <strong>Die</strong> Barouno Degrelho, mittlerweile<br />

in einem modischen Abendkleid und offensichtlich wieder<br />

etwas besser disponiert, tigerte händeringend und jammernd<br />

durch den Raum, das arme Mädchen, ach, die Strapazen, ach, die<br />

Aufregung!<br />

«Also,jetzt noch mal von vorne, Cristino.» Vic tor hatte die Stirn<br />

gerunzelt, die Sache kam ihm alles in allem sehr bizarr vor. «Ihr<br />

hattet also die ganze Zeit das Gefühl, Stimmen in diesem Haus zu<br />

hören?»<br />

«Ja … nein… nicht wirkliche Stimmen», flüsterte Cr istino. «Es<br />

war eher so, dass ich merkte, dass das Haus mir etwas sagen will!»<br />

Ein kurzer Blick zwischen Victor und seinem Vater. Aha, sagte er.<br />

Sie hatten schließlich beide Erfahrung mit überspannten Frauen.<br />

«Und dann hattet Ihr das Gefühl, den Weg, den Ihr gelaufen<br />

seid, bereits zu kennen, ja?», fragte Victor weiter.<br />

«Ja!» wimmerte Cristino. «<strong>Die</strong> Treppe, und das Schachbrettmuster<br />

auf dem Boden, und der heilige Christophorus – ich habe sie<br />

gesehen, bevor ich sie gesehen habe! In meinem Kopf habe ich sie<br />

gesehen!»<br />

Wieder dieser Blick zwischen den beiden Degrelhos. «Barouneto,<br />

Euer Unfall…», begann Archimède vorsichtig. «Ihr habt einen<br />

schweren Schock erlitten…»<br />

«Was wollt Ihr damit sagen?», schrie Cristino. «Dass ich verrückt<br />

bin? Und was ist mit dem Bild von Agnes Degrelho? Es ist<br />

das Mädchen aus meinen Träumen. Genauso sah sie aus – mit diesem<br />

Muttermal und dem Medaillon!» Sie riss ihr Medaillon aus<br />

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