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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Der Viguié seufzte erneut, tief und resigniert. «Da ist etwas, was<br />

ich Euch sagen muss, Baroun. Vascarvié, der Sonderbeauftragte <strong>des</strong><br />

Parlaments – er hat mich heute von einem Umstand in Kenntnis<br />

gesetzt, den er im Rahmen der Mordfälle für durchaus nicht unwesentlich<br />

hält», sagte er.<br />

«Und der wäre?», fragte Fabiou.<br />

«Docteur Vascarvié hat in Parisstudiert und ist auch heute noch<br />

gelegentlich in der Hauptstadt zugange.» Crestins Stimme hatte<br />

einen leicht ironischen Unterton. «Dort machte er eines Tages die<br />

Bekanntschaft eines Baron de Trévigny.»<br />

«Baron? Trévigny ist doch ein Graf», meinte Fabiou erstaunt.<br />

«Baroun de Bèufort, so leid mir das tut, Euch das sagen zu müssen,<br />

aber in ganz Frankreichgibt es offensichtlich keine Grafschaft<br />

Trévigny. Und was den Baron de Trévigny betrifft – nun, laut<br />

Vascarvié war er grob geschätzt fünfzehn Jahre älter als der junge<br />

Mann, mit dem Ihr Euch <strong>des</strong> Öfteren umgebt.»<br />

724<br />

***<br />

In den nächsten Tagen machte Frederi sich extrem rar. Er erschien<br />

nicht mehr zu den Mahlzeiten, zog sich völlig von der Familie<br />

zurück und verbrachte einen Großteil seiner Zeit drüben in Sant<br />

Sauvaire, wo er in der Kirchenbank kniete und betete. Es war vermutlich<br />

für den Familienfrieden das Beste, was er tun konnte, denn<br />

Catarino hatte bereits lautstark verkündet, dass sie sich im Leben<br />

nicht mehr mit ihm an einen Tisch setzen würde. Auch die Dame<br />

Castelblanc mied die Familienzusammenkünfte und entschuldigte<br />

sich mit wiederholten Anfällen von Unwohlsein, und wenn sie zu<br />

einer Mahlzeit auftauchte, aß sie stumm ihren Teller leer und vermied<br />

es, einem der anderen, insbesondere einem ihrer <strong>Kinder</strong> ins<br />

Gesicht zu sehen. Onkel Philomenus und Tante Eusebia nahmen<br />

die Angelegenheit deutlich gelassener. Um genau zu sein, nahmen<br />

sie sie gar nicht. Bereits am Morgen nach dem großen Streit taten<br />

beide so, als sei nichts, aber auch wirklichgar nichts geschehen.<br />

Was Frederi betraf, so brachte sein Schwager überhaupt kein<br />

Verständnis für ihn auf. «Jetzt jammert er wieder seinem Cristou<br />

nach und zündet brav Kerzchen an wie ein altes Weib, diese gott-

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