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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ein Seidenfaden. Nimm die Schere und schneide ihn in Stücke,<br />

etwa ellenlang, hörst du?»<br />

Cristino nickte. Ihre Hände zitterten vor Aufregung, als sie nach<br />

der Scheregriff und Beatrix’ Anordnung ausführte. «Was habt Ihr<br />

vor, Tante?», fragte sie nervös.<br />

«Was sagt Ambroise Paré über das Ausbrennen von Wunden?»<br />

«Dass es zu viel Gewebe zerstört. Dass die Wun<strong>des</strong>o nicht heilen<br />

kann.»<br />

«Eben.Und wassoll man statt<strong>des</strong>sen tun?»<br />

«<strong>Die</strong> blutenden Adernabbinden.»<br />

«Genau. Und eben das werden wir versuchen. Du sagst bitte,<br />

wenn dir schlecht wird. Bruder Antonius, seid Ihr bereit?», fragte<br />

Beatrix. Ein nervöses Nicken war die Antwort. Beatrix zog einen<br />

Klumpen vollgesaugter Scharpie aus der Wunde. Für einen Moment<br />

lag die Wunde trocken vor ihnen, und Cristino konnte das<br />

kleine Blutgefäß sehen, aus dem im Strahl hellrotes Blut hervorschoss.<br />

Dann war die Wunde bereits wieder angefüllt mit Blut.<br />

«Jesus!», stöhnte Beatrix und stopfte ein weiteres Knäuel Scharpie<br />

in das Loch in Frederi Jùlis Schulter. Sie legte ihre Hand auf die<br />

Scharpie und presste sie ein paar Sekunden lang fest in die Wunde.<br />

Dann riss sie sie heraus und packte blitzschnell mit der Pinzette zu.<br />

«Bruder, Ihr übernehmt die Pinzette», sagte sie. «Aber lasst ja nicht<br />

los. Cristino, einen Faden.»<br />

Mit offenem Mund reichte Cristino ihr einen Faden, und mit<br />

ebenso offenem Mund sah sie zu, wie Tante Beatrix rasch denselben<br />

um etwas quasi Unsichtbares knotete, das Antonius mit der<br />

Pinzette hielt. Dann griff sie die Schere und schnitt den Faden ab.<br />

Cristino starrte in die Wunde, die noch zum Großteil angefüllt war<br />

mit Scharpie. Oberhalb der Scharpie blutete es kaum noch.<br />

«Großer Gott, wo habt Ihr das gelernt?» Bruder Antonius zog<br />

beeindrucktdie Pinzette zurück.<br />

Sie zuckte mit den Achseln. «Bologna, Padua, Palermo – ich habe<br />

meine Zeit in Italien gut genutzt. Von Origny bin ich einmal sogar<br />

nach Paris gereist, um Paré persönlich zu sehen. Man hat mich<br />

ihm zusehen lassen – nur zusehen, leider, aber es war extrem aufschlussreich.»<br />

Sie hatte das nächste Stück Scharpie entfernt und<br />

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