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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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wenn sie nicht wenige Stunden vorher vor deren Portraitgestanden<br />

wäre. Andererseits waren auch Fabiou und Cristino durchaus an<br />

einem erneuten Treffen mit Beatrix Avingou interessiert – schon<br />

weil sie ihren Vater gekannt hatte.<br />

Auch in diesem Moment saß Catarino auf ihrem Bett, kleisterte<br />

sich vor einem kleinen Taschenspiegel Rouge auf die Lippen und<br />

philosophierte über Tante Beatrix, ungeachtet <strong>des</strong> abwesenden<br />

Ausdrucks im Gesicht ihrer Schwester. «Irgendwie ist es seltsam»,<br />

erklärte sie gerade. «Ich habe fast den Eindruck, die wollen allegar<br />

nicht, dass wir zu Tante Beatrix gehen. Mama guckt immer richtig<br />

böse, wenn ich von Tante Beatrix anfange. Und Frederi…» Sie verdrehte<br />

die Augen. «Wobei, am schlimmsten ist Onkel Philomenus,<br />

der alte Griesgram. Da hat man ja letztens gedacht, er würde Tante<br />

Beatrix am liebsten gar nicht zur Tür hereinlassen. Ich verstehe<br />

das nicht. Dabei ist sie doch Nonne! Also, dass sie etwas dagegen<br />

haben, dass ich mit Jean de Mergoult unterwegs bin, das sehe ich<br />

ja gerade noch ein!» Sie kicherte. Dann wurde sie plötzlich ernst.<br />

«Cristino?»<br />

«Hm?»<br />

«Was denkst du, warum ist Tante Beatrix Nonne geworden? Ich<br />

meine, sie sieht dochgut aus – sie hätte doch sicher auch einen passenden<br />

Mann gefunden …»<br />

Cristino sah sie erstaunt an. Sie schien die Frage reichlich blasphemisch<br />

zu finden. «Nun, um Gott mit ganzem Herzen dienen zu<br />

können, natürlich!», erklärte sie vehement.<br />

«Ach, Geschwätz!» Catarino machte eine wegwerfende Handbewegung.<br />

«Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, sie war unglücklich<br />

verliebt, und weil sie ihren Angebeteten nicht bekommen konnte,<br />

hat sie der Welt entsagt und ist ins Kloster gegangen!» Catarino<br />

seufzte gerührt.<br />

Cristino fuhr fort, aus dem Fenster zu starren. Sie schien sich<br />

nicht weiter für die Überlegungen ihrer Schwester zu interessieren.<br />

Catarino verdrehte wieder die Augen. «Oh, Himmel, ma petite<br />

, grübelst du noch immer über deine komische Agnes nach?»<br />

«Sie ist nicht komisch», flüsterte Cristino und warf einen hastigen<br />

Blick über ihre Schulter, als befürchte sie, Agnes könnte direkt<br />

hinter ihr stehen.<br />

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