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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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losen Schrammen, die er aus dem Abenteuer davongetragen hatte.<br />

Es ist etwas in ihm, das anders geworden ist, murmelte sein Vater<br />

und sah zu Cristinos Zimmer hinauf, und manchmal fügte er hinzu,<br />

es ist nicht gut so, <strong>Die</strong>ner ist <strong>Die</strong>ner und Herrschaft ist Herrschaft.<br />

Loís war immer ruhig und zurückhaltend gewesen, doch<br />

die Einsilbigkeit, deren er sich seit ihrer Rückkehr nach Castelblanc<br />

befleißigte, hatte etwas Bedrücken<strong>des</strong> an sich. Eines Abends kurz<br />

nach ihrer Heimkehr fand Fabiou ihn im Stall, wo er soeben das<br />

Pferd <strong>des</strong> Cavalié striegelte, jenen Jaco, mit dem Frederi Julí ihnen<br />

nach Arle gefolgt war. Offenbar hatte das Tier sich damals in jenem<br />

Waldstück losgerissen, erschreckt durch den Schuss, wie Fabiou<br />

vermutete, und hatte sich auf den Weg zu seinem heimatlichen<br />

Stall gemacht. Der Waldhüter hatte es eines Tages auf einer Wiese<br />

nahe Castelblanc gefunden, friedlich grasend, der Knöchel schon<br />

wieder weitgehend abgeschwollen.<br />

Fabiou setzte sich auf eine hölzerne Kiste und sah Loís zu.<br />

Schließlich, als das Schweigen zwischen ihnen unangenehm wurde,<br />

fragte er: «Ist es wegen Cristino?»<br />

Loís hielt einen Moment inne, um tief Luft zu holen, und das<br />

Pferd schnaubte. «Es war eine harte Zeit für uns alle», sagte er<br />

dann und fuhr in seiner Arbeit fort.<br />

«Stimmt.» Fabiou ließ seine Beine baumeln. «Ich hatte wenigstens<br />

noch das Glück, dass mich keiner aufhängen wollte», versuchte<br />

er zu scherzen.<br />

Loís brachte ein Lächeln zustande. «Ja, da habt Ihr allerdings<br />

Glückgehabt. Das war nicht gerade der lustigste Moment in meinem<br />

Leben.» Er holte wieder tief Luft. Gleichmäßig strich die Hand mit<br />

der Bürste durch das Fell <strong>des</strong> Tieres. «Es sind so viele Dinge», sagte<br />

er. «Eure Tante wäre noch am Leben, wenn ich Baroun Degrelho<br />

getötet hätte.»<br />

«Mein Gott, Loís, es war das erste Mal in deinem Leben, dass du<br />

eine Arkebuse in der Hand hattest!», rief Fabiou aus. «Ich hätte ihn<br />

ebenso verfehlt, verlass dich darauf!»<br />

«Ich habe ihn aber nicht verfehlt, Baroun», sagte Loís leise. «Ich<br />

war ihm so nah, dass ich ihn gar nicht hätte verfehlen können.<br />

Ich habe es nicht über mich gebracht, ihn zu töten. Ich dachte an<br />

die Bibel, daran, dass Töten Sünde ist. Und ich dachte, dass kein<br />

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