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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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dass Maynier einen persönlichen Rachefeldzug gegen uns führte,<br />

und dass er um Pierres Rolle bei der Flucht seines Sohnes wusste.<br />

Servan meinte, wenn wir auch nur den Hauch einer Chance haben<br />

wollten, Cristou und Pierre zu retten, dann müssten auch sie sich<br />

von ihrem ketzerischen Gedankengut abkehren.» Er holte tief Luft.<br />

«Am Tag darauf bestellte Servan uns wieder zu sich. Er wirkte<br />

ziemlich durcheinander. Er sagte, der Inquisitor habe Docteur<br />

Avingou verhört und von ihm verlangt, seine ketzerischen Ideen<br />

zu widerrufen. Pierre hatte abgelehnt.» Frederi brach ab.<br />

Wahrscheinlich hat Pierre Avingou den Inquisitor wirklich ausgelacht,<br />

als der diese Forderung stellte. Nicht, weil er sich über seine<br />

Situation nicht im Klaren war, Pierre musste zu diesem Zeitpunkt<br />

längst begriffen haben, dass er verloren war. Aber in se inen Au -<br />

gen war es wohl schlichtweg der Gipfel aller Absurdität, anzunehmen,<br />

dass er dazu bereit sei, seine ureigensten Überzeugungen zu<br />

verraten. Frederi jedenfalls stellte es sich immer so vor, dass Pierre<br />

den Inquisitor in diesem Moment ausgelacht hat, weil das der<br />

Pierre war, an den er sich erinnern wollte,furchtlos und selbstbewusst<br />

und unantastbar, und nicht jener gepeinigte Mensch, <strong>des</strong>sen<br />

Sterben er in den Tagen, die folgten, würde bezeugen müssen.<br />

Laut und schwer hing Couvencours Atem über dem schweigenden<br />

Raum, und stockend sagte er: «Dann sagte Servan, dass der Inquisitor<br />

auf den ausdrücklichen Wunsch von Maynier d’Oppède hin<br />

angeordnet habe, Docteur Avingou der Folter zu unterziehen.»<br />

Fabiou starrte auf das lederne Büchlein in seiner linken Hand,<br />

Buchstaben, die über verschmierte Seiten jagten. Keiner sah Couvencour<br />

an, während er weitererzählte. «Hector rannte augenblicklich<br />

zum Parlament und schlug so lange Lärm, bis sie uns schließlich<br />

zu Maynier durchließen, ihn und mich. Maynier empfing uns<br />

zu meiner Überraschung in der Tat. Hector ging auf ihn los und<br />

schrie ihm so ziemlich alles entgegen, was er auf dem Herzen hatte,<br />

und das war eine Menge. Er erklärte, er würde ihn vor Gericht<br />

bringen für das, was er den Waldensern angetan hatte. Er verlangte,<br />

dass er Pierre und Cristou sofort freiließe. Maynier hörte sich sein<br />

Gebrülle an, ohne mit der Wimper zu zucken, und sagte dann, die<br />

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