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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Er hat ihn sich in die Brust gestoßen und dann weggeworfen,<br />

ganz einfach», sagte Catarino achselzuckend.<br />

«Ich weiß nicht…» Fabioubearbeitete wieder seinen Daumennagel.<br />

«Ich finde gar nicht, dass das, was er schreibt, so geisteskrank<br />

klingt … nur ziemlich unverständlich.»<br />

«Na, komm!» schnaubte Catarino. «Ein Rächer, der vom Tode<br />

aufersteht, der heilige Michael – also, wenn das nicht irre ist …»<br />

Fabiou warf ihr einen bösen Blick zu. Allmählich bereute er, die<br />

Mädchen nicht sofort aus dem Zimmer geschickt zu haben. Was<br />

sollte Antonius von ihm denken, wenn seine Schwester sich ihm<br />

gegenüber so respektlos verhielt? Einen Moment lang überlegte er,<br />

ob er Catarino auffordern sollte zu gehen, doch dann verwarf er<br />

den Gedanken rasch wieder. Catarino betrachtete ihn nicht im geringsten<br />

als Autorität, ohne Frederis Hilfe würde er sie niemals aus<br />

dem Zimmer bekommen und sich nur noch mehr blamieren. Und<br />

Frederi um Hilfe bitten würde seinen Nachforschungen ein rasches<br />

und unrühmliches Endebereiten.<br />

«Vielleicht ist ihm ja wirklich der heilige Michael erschienen»,<br />

warf Cristino schüchtern ein. «I ch meine, so etwas kommt<br />

doch vor. So wie bei Jeanne d’Arc… Vielleicht war er ja auch ein<br />

Auserwählter…»<br />

Bruder Antonius, der Realist war und nicht allzu viel von Wundergeschichten<br />

hielt, schüttelte amüsiert den Kopf. «Mein liebes<br />

Kind, wenn jeder, der sich einbildet, mit Jesus oder der Jungfrau<br />

Maria oder irgendwelchen Engeln zu kommunizieren, gleich ein<br />

Heiliger wäre, bliebe bald kaum einer mehr übrig, dieselben anzubeten.<br />

Sicher gibt es echte Visionäre – aber die meisten Menschen,<br />

die behaupten, übersinnliche Erscheinungen zu haben, sind<br />

schlicht und ergreifend geistig gestört.»<br />

Fabiou, der soeben seufzend akzeptiert hatte, dass er die Anwesenheit<br />

und die Kommentare seiner Schwestern offensichtlich ertragen<br />

musste, runzelte nachdenklich die Stirn. «Geistig gestört<br />

oder nicht – er scheint seinen Tod vorausgesehen zu haben», sagte<br />

er. «Und das wiederum passt so gar nicht zu der Raubmordtheorie,<br />

oder?»<br />

«Das allerdings nicht», stimmte Bruder Antonius ihm zu. «Du<br />

hast recht, denke ich – hinter diesem To<strong>des</strong>fall steckt weit mehr, als<br />

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