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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Und, was wollt Ihr damit sagen, junger Studiosus?», fragte<br />

Crestin spöttisch. «Dass der Tote aus Gründen der Logik gar nicht<br />

tot sein kann oder was?»<br />

«Nein!», sagte Fabiou bestimmt. «Aber dass dieser Mord vielleicht<br />

gar kein Raubmord war, sondern dass der Fremde aus einem<br />

ganz anderen Grund ermordet wurde. Wer weiß… eine Familienfehde,<br />

ein Eifersuchtsdrama, ein Erbstreit… Und dass es dem<br />

Mörder oder den Mördern unheimlich wichtig war, dass wir die<br />

Schrift aufdem Hals <strong>des</strong> Pfer<strong>des</strong> sahen, und sie es <strong>des</strong>wegen angebunden<br />

haben.»<br />

Crestin verdrehte die Augen. «Ihr lest zu viele schlechte Romane,<br />

junger Mann. Das solltet Ihr unterbinden», fügte er zu Frederi<br />

gewandt hinzu, «so etwas verdirbt die Jugend.»<br />

«Ja, aber…», begann Fabiou.<br />

«Logik, mein Junge, hat auf die Handlungen von Räubern keinen<br />

allzu großen Einfluss», erklärte Onkel Philomenus großspurig.<br />

«<strong>Die</strong> denken nicht logisch, glaube mir, ich habe schon mit vielen<br />

zu tun gehabt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt<br />

denken, wenn man ihr viehisches Verhalten betrachtet. Was weiß<br />

ich, warum sie das Pferd zurückgelassen haben. Vielleicht glauben<br />

sie, es bringt Unglück, ein Pferd zu stehlen. Vielleicht konnten sie<br />

sich nicht einigen, wer es bekommt, und ließen es daher lieber ganz<br />

zurück. Vielleicht haben sie Angst vor Pferden. Ich meine, die Tatsache,<br />

dass die Geldbörse <strong>des</strong> Toten fehlte, ist ja schon der Beweis<br />

dafür,dass das Ganze ein Raubmord war.»<br />

«Das ist kein Beweis – das ist bestenfalls ein Indiz», sagte Fabiou,<br />

entsetzt über so viel argumentatorischen Unverstand. «Ich<br />

meine, jemand könnte die Börse absichtlich mitgenommen haben,<br />

um vorzutäuschen, dass es sich um einen Raubmord handelt. Vielleicht…<br />

vielleicht steht in den Papieren etwas drin, was uns einen<br />

Hinweis gibt. Wir könnten sie übersetzen lassen, wir müssten nur<br />

jemanden finden, der Deutschkann, und dann…»<br />

«Ichdenke nicht, dass das nötig sein wird», unterbrach ihn Crestin<br />

und gab ihm das Päckchen mit den Papieren zurück. «Was immer<br />

es mit dieser seltsamen Inschrift auf sichhat, wirkönnen wohl<br />

als gesichert annehmen, dass der Reisende das Opfer eines Raub-<br />

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