04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> Runde löste sich auf. Fabiou überlegte, worum es in diesem<br />

Gespräch eigentlich gegangen war. Vermutlich um nichts Wichtiges;<br />

es hatte zumin<strong>des</strong>t verdächtig nach lokalpolitischen Intrigen<br />

geklungen. Aber zumin<strong>des</strong>t eines hatte er daraus erfahren: Auch<br />

Trévigny konnte sich irren. Dennganz so treue Anhänger <strong>des</strong> Carcès<br />

schienen Onkel Philomenus’ Freunde nun wirklich nicht zu<br />

sein. Von wegen Reservecarcisten.<br />

Cristino kam nicht zu Alessias Beerdigung. Sie blieb vergraben<br />

in ihrem Zimmer, mit Loís als Einzigem an ihrer Seite.<br />

Ais’ Männerwelt nahm regen Anteil an ihrem Schicksal. Der<br />

Erste, der im Hause der Aubans erschien, war Arnac de Couvencour.<br />

Er hämmerte eines schönen Abends mit der Dringlichkeit<br />

der Inquisition an die Haustür, und als Frederi öffnete, schleuderte<br />

er ihm unter Auslassung sämtlicher Höflichkeitsformeln entgegen:<br />

«Ich muss Cristino sprechen. Sofort!»<br />

Frederi knallte ihm die Tür vor der Nase zu.<br />

Der Nächste war Bruder Antonius. Er hatte sich offensichtlich<br />

in der Abgeschiedenheit seiner Mönchszelle seine Gedanken gemacht<br />

und war zu dem Schluss gekommen, dass Cristino nach<br />

den schrecklichen Ereignissen jenes Tanzabends bei den Mergoults<br />

dringend den Beistand eines verständnisvollen Beichtvaters<br />

brauchte. Er stellte es etwas diplomatischer an als Arnac, bat Frederi<br />

um ein Gespräch unter vier Augen, wo er ihn eindringlich<br />

darauf hinwies, was für verheerende Folgen ein Erlebnis wie dieses<br />

auf das Gemüt eines unschuldigen jungen Mädchens haben konnte<br />

und wie dringlich es war, dass er sich ihres Seelenzustan<strong>des</strong> annahm.<br />

Frederi konnte nicht anders, als ihm Recht geben. Bruder<br />

Antonius wurde zu Cristino gelassen.<br />

Sie empfing ihn mit einer schrillen Heiterkeit, die ihn mehr erschreckte,<br />

als wenn sie in Tränen aufgelöst gewesen wäre. Cristino<br />

hüpfte in ihrem weißen Nachthemd durch den Raum, las ihm<br />

irgendwelche Passagen aus ihren medizinischen Büchern vor und<br />

erzählte ihm das eine um das andere Mal, wie sehr sie sich freue,<br />

ihn zu sehen.<br />

Loís nützte die Gelegenheit für einen Abstecher in die Küche.<br />

Als er aus dem Raum war, nahm Bruder Antonius an Cristinos<br />

Seite Platz und fragte: «Cristino, was ist los mit dir?» Natürlich<br />

632

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!