04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zu bezeichnen sind; ja, selbst wenn kein einziges der Opfer ungerechtfertigt<br />

der Ketzerei verdächtigt worden wäre, so ist es doch<br />

mein Glaube und meine erklärte Überzeugung, dass kein Mensch<br />

auf dieser Welt das Recht hat, Menschen so grausam zu verfolgen<br />

und zu ermorden, wie es in diesen Tagen im Lubéron geschehen<br />

ist, ungeachtet ihrer Sitten, ihrer Lebenshaltung, ihrer Religion.<br />

Und diesen Glauben wird mir keine Gewalt dieser Welt nehmen<br />

können.»<br />

Und Fabiou begriff.<br />

Du bist ihm ähnlich, hatte Tante Beatrix gesagt. So ähnlich, ja.<br />

So ähnlich, dass du begreifst, was zwischen diesen Zeilen steht,<br />

dass du in seinen Gedanken lesen kannst. <strong>Die</strong>ses Büchlein ist nicht<br />

nur ein Bericht, eine Zeugenaussage über ein schreckliches Kapitel<br />

unserer Geschichte. Es ist Onkel Pierres Testament.<br />

«Ich beschwöre alle, die in dieser Stadt leben, dieses Unrecht<br />

nicht ungestraft zu lassen. Zeigt denen, die meinen, für ihre persönliche<br />

Macht je<strong>des</strong> Recht und jede Menschlichkeit mit Füßen<br />

treten zu können, dass die wahren Christen in diesem Land dies<br />

nicht zulassen. Sorgt dafür, dass sie ihre gerechte Strafe erhalten,<br />

in unser aller Namen, auf dass nie wieder ein Morden wie das an<br />

den Waldensern und ihren Mitbürgern geschehen wird. Im Namen<br />

unseres Herrn Jesu Christi und der Jungfrau Maria, Amen.<br />

<strong>Die</strong>s schrieb Pierre Martin Avingou, Docteur der Université<br />

d’Aix, in seinem neunundzwanzigsten Lebensjahr, am 4 . Mai<br />

1545.»<br />

***<br />

Er ging zunächst zum Stadthaus der Degrelhos in der Carriero<br />

dei Salin, um nach Victor zu fragen. Der <strong>Die</strong>ner, der ihm öffnete,<br />

erteilte ihm allerdings nur die abschlägige Antwort, der junge<br />

Barounet habe das Haus bereits am Vortag verlassen und sei bislang<br />

nicht zurückgekehrt. Der Baroun sei in der Tat etwas besorgt<br />

um ihn, fügte er hinzu, denn alle seien davon ausgegangen, dass<br />

er auf das Anwesen bei den Keyrié geritten sei, und jetzt gerade<br />

sei der Verwalter von dort eingetroffen und habe ihm mitgeteilt,<br />

dass er Victor dort nirgends gesehen habe. Fabiou bedankte sich<br />

863

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!