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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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tilgt, die Dörfer sind niedergebrannt, und die noch leben, gehen in<br />

diesem Moment vor unseren Toren an Hunger und Krankheit zugrunde.<br />

Mit ihnen starben hunderte unschuldiger Menschen, weil<br />

sie ihre Nachbarn waren, ihre Freunde, ihre Familienangehörige,<br />

oder weil sie ein Stück Land besaßen, das die Gier eines Mächtigeren<br />

herausgefordert hat, über zweitausend Tote insgesamt, niedergemetzelt<br />

von einem sechstausend Mann starken Söldnerheer,<br />

mehr als tausend auf dem Boden der Provence, neunhundert in<br />

Cabrières d’Avignon. Bevor dieser Monat zu Ende ist, werden es<br />

tausend weitere sein, verhungert auf den Feldern, weil man den<br />

Menschen verbietet, sie mit Nahrung zu versorgen, gestorben auf<br />

den Galeeren, wohin man sie verschickt hat. Und die, die diese<br />

Menschen auf grausamste Weise vernichten ließen, machen sich in<br />

diesen Stunden daran, nach ihren Leben ihr Andenken zu ver nichten,<br />

machen sich daran, die Geschehnisse der vergangenen Wochen<br />

zu vertuschen und schönzureden. Akten werden umgeschrieben,<br />

falsche Zeugenaussagen gesammelt, um den schrecklichen Verbrechen<br />

einen Anstrich <strong>des</strong> Rechts zu geben. Ich selbst habe Maynier<br />

d’Oppède sagen hören, dass man einen Bericht an den König plane,<br />

in dem die Morde und die Verwüstung im Lubéron rebellischen<br />

Waldenserbanden zugeschrieben werden sollen. <strong>Die</strong>, denen all diese<br />

furchtbaren Dinge angetan wurden, macht man jetzt zu Schuldigen,<br />

um die Erlaubnis zu ihrer weiteren Verfolgung zu erringen<br />

und um die wahren Verbrecher zu verteidigen, die weiter in unserer<br />

Mitte leben und sich feiern lassen für ihreUntaten.<br />

Wir wollten sie zur Verantwortung ziehen, doch es wird uns<br />

nicht mehr möglich sein. Alles, was noch in meiner Macht steht,<br />

ist, gegenüber den Menschen guten Willens Zeugnis abzulegen<br />

über das schreckliche Unrecht, das Menschen angetan wurde, die<br />

unsere Nachbarn, unsere Brüder waren, deren Familien jahrhundertelang<br />

in unserer Mitte gelebt hatten. Mag sein, dass Maynier<br />

und seine Getreuen die Wahrheit sagen, wenn sie behaupten, dass<br />

ein Großteil von ihnen wirklich der waldensischen Lehre anhing,<br />

dass es nur eine Minderheit gutgläubiger Katholiken war, die dem<br />

Arrêt de Mérindol unberechtigterweise zum Opfer fiel. Doch selbst<br />

wenn es so war, selbst wenn die Mehrzahl dieser Menschen Gedanken<br />

hegten, die nach den Lehren der Kirche Roms als ketzerisch<br />

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