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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ne Brüder mit durchzufüttern. Also blieben uns anderen nur drei<br />

Möglichkeiten: <strong>Die</strong> Kirche, die Armee und der Hof.» Er seufzte.<br />

«Kirche liegt mir nicht. Ich bin kein Mensch fürs Beten und fürs<br />

Zölibat. <strong>Die</strong> Armee – Arnac, ich tauge nicht zum Offizier. Ich habe<br />

noch diese alten Vorstellungen vom Kampf Mann gegen Mann, ich<br />

kann nicht ein paar hundert Fußsoldaten in den Tod schicken oder<br />

ein Dorf mit Kanonen zusammenschießen lassen. Also versuchte<br />

ich den Hof. Aber nach einem Jahr waren mir dieses ganze Getue<br />

und diese ewigen Intrigen so leid, dass ich ging. – Verstehst du, Arnac,<br />

ich möchte etwas erleben! Ich möchte die Welt sehen, Abenteuer<br />

erleben, und nicht als Höfling in steifen Klamotten höfliche<br />

Konversation treiben bis zum Verrotten! Also gab ich mich als<br />

Comte de Trévigny aus. Der Erfolg war umwerfend – überall wurde<br />

ich eingeladen, umsonst verköstigt, ich bekam Geschenke, die<br />

ich zu Geld machen konnte, und mein Unterhalt war gesichert. Bis<br />

heute.» Er lachte bitter. «<strong>Die</strong> meinen das ernst, Arnac, die kom men<br />

wieder. Entweder ich gehe außer Lan<strong>des</strong>, oder ich kehre reumütig<br />

zu meinem Bruder zurück.»<br />

«Einen komischen Bruder hast du, der dir zwei Schläger auf den<br />

Hals schickt», sagte Arnac kopfschüttelnd.<br />

«Ja, wir sind nicht gerade ein Herz und eine Seele.» Sébastien<br />

lachte wieder und verzog schmerzlich das Gesicht. «Himmel, das<br />

gibt ‘nen schönen Bluterguss», jammerte er. Dann blickte er plötzlich<br />

wieder sehrbetreten drein. «Bist du mir böse?»<br />

«Weil du mich angelogen hast?» Arnac zuckte mit den Achseln.<br />

«Wir haben alle unsereGeheimnisse.»<br />

«Was machst du eigentlich hier – um diese Zeit? Und überhaupt<br />

– du sollst doch nicht in die Stadt kommen! Du wirst doch<br />

gesucht!»<br />

«Ich bin eigentlich gekommen, um dich um Hilfe zu bitten»,<br />

sagte Arnac.<br />

«Hilfe? Wieso?»<br />

«<strong>Die</strong> Mergoults haben Fabiou und Loís geschnappt. Und da<br />

Alexandre ein wahrer Sohn seines Vaters ist, hat er Loís gleich an<br />

Ort und Stelle am heiligen Sonntag zum Tode verurteilt, wegen<br />

Räuberei angeblich. Das Urteil soll morgen früh vollstreckt werden.<br />

Maynier hat das Ganze abgesegnet. Und es würde mich nicht<br />

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