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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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näher an das eine oder andere Mädchen heranrückten. «Ihr seid<br />

sicher eine hervorragende Tänzerin», schmeichelte Trévigny Cristino,<br />

die außer einem nichtssagenden «Oh» keine vernünftige Antwort<br />

herausbrachte. «Und Euer Französisch – wirklich, Ihr seid der<br />

einzige Mensch, dem ich bisher hier begegnet bin, der kaum einen<br />

Akzent hat!» Mergoult stand neben den beiden, trat von einem Fuß<br />

auf den anderen und schien krampfhaft nach einer Möglichkeit zu<br />

suchen, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.<br />

Das war der Moment, in dem der Herr <strong>des</strong> Hauses in die Mitte<br />

<strong>des</strong> Raumes trat und den Beginn <strong>des</strong> Tanzes ankündigte.<br />

Sofort brach unvergleichliche Hektik im Raum aus, als diejungen<br />

Herren zu den Vätern der jungen Damen stürzten, um sie um die<br />

Erlaubnis zu bitten, das Töchterchen zum Tanz zu führen. Mütter<br />

schubsten ihre Töchter in den Gesichtskreis potentieller Schwiegersöhne,<br />

und zwischen zu kurz gekommenen Herren wurden<br />

giftige Blicke gewechselt, während einige Mädchen mit den Tränen<br />

kämpften, weil ihr Angebeteter auf die Familie einer anderen<br />

zustürmte. «Oh, wie wunderbar, ich liebe Tanzveranstaltungen»,<br />

sülzte Trévigny soeben, als Alexandre de Mergoult kurzentschlossen<br />

Cristino am Arm fasste und fragte: «Wollt Ihr tanzen?»<br />

«Oh ja», hauchte Cristino, ganz schwach angesichts all der<br />

männlichen Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, «sehr gerne»,<br />

und der Comte sah fassungslos hinterher, wie Mergoult Cristino<br />

auf die Branntweinrunde zu dirigierte und dem verdutzten Frederi<br />

entgegenschleuderte: «Cavalié, ich möchte Eure liebreizende Tochter<br />

um den ersten Tanz bitten.»<br />

Einen Moment lang starrte Frederi ihn an wie einen Geist, die<br />

Hand um das Glas mit dem Branntweingekrallt. Neben ihm lachte<br />

der Estrave laut auf. «Eure Tochter – Stieftochter? – muss ein bezaubern<strong>des</strong><br />

Wesen haben, wenn einer von Ais’ begehrtesten jungen<br />

Männern ihr zu Füßen liegt. Ihr wisst es vielleicht nicht – der<br />

junge Baroun Mergoult steht in besonderer Beziehung zu unserem<br />

überaus geschätzten Parlamentspräsidenten.»<br />

«Ja», sagte der Cavalié tonlos. «Ja. Das ist mir bekannt. Selbstverständlich,<br />

Baroun, dürft Ihr meine Tochter zum Tanz führen,<br />

es ist mir eine Freude und Ehre.» Von der Freude war, wie Cristino<br />

verstimmt registrierte, nicht allzu viel zu bemerken; Frederi starrte<br />

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