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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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sang sie laut und falsch. Es war ein <strong>Kinder</strong>reim, den die Mädchen<br />

früher oft im Spiel zum Abzählen verwendet hatten, freilich etwas<br />

modifiziert, im Original hieß es «je vende mes bijous pour une voile<br />

de mariée – ich verkaufe meinen Schmuck für einen Brautschleier».<br />

<strong>Die</strong> Dame Castelblanc bekam infolge dieses Reims einen hochroten<br />

Kopf und rannte Oma Felicitas hinterdrein, wobei sie brüllte, dass<br />

ihre Mutter eine hässliche alte Hexe sei, und Oma Felicitas schrie<br />

etwas ähnlich Freundliches zurück, und danach keiften sie sich vor<br />

der Tür noch lange an, zur Begeisterung von Frederi Jùli und zum<br />

Ärger von Catarino, die das Ganze absolut peinlich fand. «Ist es<br />

eine Sünde, leben zu wollen, frage ich dich, ist es das?», kreischte<br />

die Dame Castelblanc. «Und mit fünf unmündigen <strong>Kinder</strong>n, fünf!»,<br />

und «Ach ja, jetzt schiebst du wieder deine <strong>Kinder</strong> vor, wann hast<br />

du dich schon groß um sie gekümmert!», schrie Oma Felicitas.<br />

«Weiber!», sagte Fabiou kopfschüttelnd zu Frederi Jùli. «Da hält<br />

man sich am besten raus, glaub’ mir.»<br />

Frederi hatte die Finanzen bezüglich der Kleidung für erschöpft<br />

erklärt, weshalb man die Kleidertruhen plündern musste, um sich<br />

angemessen in Schale zu werfen. Dem Gejammer der Dame Castelblanc<br />

zum Trotz, dass sie alte Sachen auftragen musste wie eine<br />

Bauersfrau, konnte die Castelblanc’sche Gesellschaft sich ernsthaft<br />

sehen lassen, als sie am Vormittag <strong>des</strong> 7 . Mai in die Kutschen<br />

kletterte und zum Anwesen der Mancouns aufbrach. Von Maria<br />

Anno abgesehen, die in der Obhut der <strong>Kinder</strong>frau zurückblieb,<br />

waren sämtliche Mitglieder der Familien Castelblanc, Bèufort und<br />

Auban mit von der Partie, einschließlich Frederi Jùli, Oma Felicitas<br />

und Theodosius-das-Großmaul. Man reiste in zwei Kutschen,<br />

bei den Aubans hatten neben Onkel Philomenus und den Seinen<br />

auch Oma Felicitas Platz genommen. Frederi Jùli, den man in feine<br />

seidene Beinkleider und ein ebenso seidenes Wams gesteckt hatte,<br />

jammerte die ganze Zeit, wie unbequem alles sei, und wie eng, und<br />

dass er aussah wie so eine blöde Hofschranze, während Cristino<br />

wieder und wieder erleichterte Blicke auf ihre nicht mehr nagelneuen,<br />

aber äußerst bequemen himmelblauen Schuhe warf, die im<br />

Übrigen gut zu ihrem Kleid passten, das ebenfalls blau war – ozeanfarben,<br />

korrigierte Cristino.<br />

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