04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> jungen Männer mochten wagemutige Reiter und begnadete<br />

Jäger sein, an das Ausreiten mit jungen Damen waren sie nicht<br />

gewöhnt, das merkte man ihnen an. Sie jagten ihre Pferde in einer<br />

Geschwindigkeit über Wegfurchen, Geröll und Baumwurzeln, dass<br />

den Mädchen schon vom Zusehen schlecht wurde. <strong>Die</strong> Einzige, die<br />

ohne allzu große Anstrengung mithalten konnte, war Claudia – es<br />

sind eben doch Bauern, die Buous, zitierte Cristino im Geist ihre<br />

Mutter. <strong>Die</strong> anderen, Cristino und Catarino ebenso wie Alessia<br />

und Regina d’Ardoche, kämpften schweißüberströmt da rum, nicht<br />

den Anschluss zu verlieren. Links und rechts jagte das dichte Blattwerk<br />

der Keyrié vorbei, noch war der Wald grün, hatte die Sonne<br />

die Bäume und Sträucher noch nicht ausgedörrt, dass sie knisterten<br />

wie Papier und brannten wie Zunder. <strong>Die</strong> Jungen waren im Geschwindigkeitsrausch;<br />

weder Cristinos und Reginas Gejammer<br />

noch die kokettierenden Bemerkungen von Alessia und Catarino<br />

waren in der Lage, sie zu bremsen.<br />

Es war nur ein erschrocken aufflatternder Vogel, doch er brachte<br />

Cristinos Pferd zum Scheuen, so dass sie sich nach vorne werfen<br />

und an die Mähne klammern musste, um nicht auf dem von Unkraut<br />

bedeckten Waldboden zu landen, und als sie das aufgeregt<br />

tänzelnde Tier endlich wieder im Griff hatte, waren die anderen<br />

bereits außer Sicht, und der Hufschlag und ihre aufgeregten Rufe<br />

drangen durch dichtes Grün.<br />

Wartet, wollte Cristino schreien, aber sie tat es natürlich nicht.<br />

Eine Dame brüllt nicht in der Gegend herum, pflegte Mutter zu<br />

sagen, und was sollte auch Alexandre von ihr denken! Mit zusammengepressten<br />

Lippen, beide Zügel fest in ihren bestickten weißen<br />

Handschuhen, trieb sie ihr Pferd an, in die Richtung, in der die<br />

Stimmen der anderen allmählich verklangen. Himmel, was war<br />

das auch für ein Weg! Eigentlich gar kein Weg, ein Trampelpfad,<br />

wenn es hoch kam, wieso mussten die Männer auch hier entlang<br />

reiten, statt auf der Straße zu bleiben? Jetzt eine Gabelung – nein,<br />

keine Gabelung, nur ein Wildwechsel, der den Pfad kreuzt. Und<br />

die ganze Zeit brennt die Sonne herab, nicht mal die Vögel singen<br />

mehr, so heiß ist es. Heiß, stickig und still.<br />

Still.<br />

270

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!