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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Zuerst ist dann glücklicherweise gar nichts passiert. Sie hatten<br />

wohl doch Skrupel, die Sache wirklich in die Tat umzusetzen, und<br />

das war auch die Phase, wo König François so auf Verständigung<br />

mit den Protestanten und Toleranzgesetzt hat, da wäre ein Gemetzel<br />

dieser Größenordnung schon unangenehm aufgefallen», meinte<br />

Bonieus zynisch.<br />

«Nananana, halt, von wegen der Chassaneu habe Skrupel gekriegt!»,<br />

fiel der Buous ein. «Der war doch um kein Deut besser<br />

als Maynier und de la Fonds, der Chassaneu. Das war bloß so, dass<br />

der Comte de Tende, der damals Gouverneur war, dem Parlament<br />

mitgeteilt hat, dass er die Sache mit Merindou nur übernehmen<br />

würde, wenn das Parlament die dazu erforderlichen T ruppen<br />

finanzierte. Na, und siehe da, plötzlich wollte kein Mensch im Parlament<br />

mehr etwas vom Arrêt de Mérindol wissen. Also ging die<br />

Sache an den König, und da der gerade auch kein Geld übrig hatte,<br />

wurde statt<strong>des</strong>sen eben ein königlicher Gnadenerlass gegenüber<br />

Merindou herausgegeben, das kommt billiger. So war das und nicht<br />

anders. Von wegen Skrupel, es ging allen mal wieder nur um den<br />

Mammon!»<br />

«Mag sein, wie es will», der Bonieus war etwas verärgert über<br />

die ständigen Unterbrechungen, «auf jeden Fall verschwand der<br />

Arrêt erst mal in irgendeinem Sekretär und staubte vor sich hin<br />

– ohne dass er allerdings außer Kraft gesetzt worden wäre.»<br />

«Und dann?», fragte Fabiou atemlos.<br />

«Na ja, der Arrêt schwebte also Jahre lang wie dieses Daedalus-<br />

Schwert über Merindou…», sagte Buous, Damokles, verbesserte<br />

Degrelho, der offensichtlich eine humanistische Bildung genossen<br />

hatte, es heißt Damokles-Schwert, «bis dann ‘44<br />

Freund Oppède auf<br />

diegeniale Idee verfiel, die frisch verwitwete und saureiche Barouno<br />

de la Tour d’Aigue zu heiraten, um aus seinen drei Äckern endlich<br />

ein Stück Land zu machen, das den Namen verdient. Na ja, die<br />

Barouno hat ihm einen Korb gegeben. Daraufhin war Monsieur le<br />

Baron in seiner Ehregekränkt und von dem Gedanken besessen, der<br />

Barouno eins ‘reinzuwürgen. <strong>Die</strong> arme Frau war dummerweise die<br />

Lehensherrin von fünf oder sechs Dörfern, die zu einem beträchtlichen<br />

Teil von Waldensern bewohnt wurden. Und damit war das<br />

Schicksal der Waldenser besiegelt. Maynier hatte sich inzwischen<br />

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