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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Ist doch egal! Auf jeden Fall waren es Vandalen! – Wieso erzähle<br />

ich das eigentlich?»<br />

«Der Joan», erinnerte Fabiou.<br />

«Ach ja, der Joan. Na ja, auf jeden Fall sind sie auch durch Sant<br />

Francès gezogen und haben alles geplündert. Wir wären echt verhungert,<br />

wenn der Joan nicht gewesen wäre.» Suso reckte demonstrativ<br />

einen Zeigefinger in die Luft. «Wir ham ihn gemocht, den<br />

Joan, das darf manja nicht laut sagen, aber‘s war so. Als sie damals<br />

Jagd auf ihn gemacht haben, wegen der Sache mit der ermordeten<br />

Familie, da hat mein Vater ihm geholfen. Aber der Bossard, der<br />

hat’s ‘rausgekriegt und hat ihn hängen lassen, meinen Vater. An<br />

einer Zeder», fügte sie erklärend hinzu.<br />

Beata bekreuzigte sich erschrocken, und Fabiou blickte etwas betreten<br />

drein, aber die Suso war jetzt so im Erzählen, dass sie es gar<br />

nicht merkte. «Und ‘44<br />

, die Sache … ja, das war so was. Also, wenn<br />

ich’s nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, tät’ ich sagen, wer so<br />

was erzählt, der hat zu vielgetrunken oder so. Also, wirklich!» Sie<br />

schüttelte den Kopf, noch immer ganz ungläubig angesichts <strong>des</strong>sen,<br />

was sie mit eigenen Augen gesehen hatte.<br />

«Wieso? Was war denn daran so unglaublich?», fragte Fabiou.<br />

«Na ja, dem Bossard seine Leute ham ihn erwischt, den Joan, in<br />

den Wäldern ganz nah bei unserem Dorf, weiß der Himmel, was<br />

er da gerade gemacht hat. Und er hatte halt echt Pech, dass der<br />

Bossard gerade in Sant Francès war. Der hat sich natürlich diebisch<br />

gefreut, der Hun<strong>des</strong>ohn. Hat das ganze Dorf zusammengetrommelt,<br />

und dann hat er den Joan auf den Dorfplatz schleifen und<br />

dort von seinen Männern halb tot peitschen lassen. Dann ham sie<br />

ihn an den Pranger gestellt, und Bossard hat gesagt, am nächsten<br />

Morgen wird er aufgehängt.» Sie zupfte an ihrer Schürze herum.<br />

«‘s war ein irre heißer Tag, mitten im Juli halt, und der Pranger<br />

stand mitten in der Sonne, und der Joan war echt übel verletzt, und<br />

von uns hat echt keiner geglaubt, dass er bis zum Abend überhaupt<br />

noch am Leben sein würde. Es war so traurig. Wir haben ihn gemocht,<br />

wie gesagt. Also echt, ich hab’ schier geheult.» Sie blinzelte.<br />

«Und dann», ein glückseliges Lächeln glitt über ihr Gesicht, «dann<br />

ist eben ein Wunder geschehen!»<br />

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