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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Maynier trat zur Seite, und Ais’ Erster Parlamentspräsident und<br />

Béarns Monarchin standen sich Aug in Aug gegenüber.<br />

«Majestät?», sagte er.<br />

«Baroun?», sagte sie.<br />

In beider Augen lag in etwa der Blick, mit dem der heilige Georgius<br />

einst wohl den Drachen betrachtet hat.<br />

«Wie überaus erfreulich, Euch hier zu sehen.» <strong>Die</strong> Albr et hatte<br />

ihre dünnen Lippen zu einem gekünstelten Lächeln verzogen.<br />

In ihrer Stimme lag genug Ironie, um die Sahne gerinnen zu<br />

lassen. «Ich hörte, man hätte Euch eingekerkert und den Prozess<br />

gemacht?»<br />

«Erwartungsgemäß war das Gericht leicht davon zu überzeugen,<br />

dass ich nur zum Wohle <strong>des</strong> Staates gehandelt habe – und zum<br />

Wohle unserer Mutter Kirche.» Bei diesen Worten nickte Maynier<br />

dem Bischof zu, der ihn wohlwollend anlächelte.<br />

«Ach», seufzte die Béarnerin, «was für ein wundervolles Land<br />

muss Frankreich doch sein, dass man da ein paar tausend unschuldige<br />

Bauern niedermetzeln kann und auch noch einen Orden dafür<br />

bekommt!»<br />

«<strong>Die</strong> unschuldigen Bauern», sagte Maynier mit einer Stimme, die<br />

leise wie das Säuseln <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> war und doch so durchdringend,<br />

dass sowohl Fabiou als auch der Comte de Trévignyje<strong>des</strong> Wort verstanden,<br />

«waren gottlose, verbrecherische Ketzer, die auszurotten<br />

meine Pflicht als <strong>Die</strong>ner <strong>des</strong> Staates und als Christenmensch war.<br />

Ich habe mir nichts vorzuwerfen, im Gegensatz zu Euch, die Ihr im<br />

Begriff seid, nicht nur Eure eigene Seele der ketzerischen Lehre zu<br />

verschreiben, sondern auch noch Eure unschuldigen <strong>Kinder</strong> und<br />

Eure Untertanen dazu verleitet, dasselbe zu tun.» Mayniers Hände<br />

öffneten und schlossen sich, als kämpfe er gegen den Drang an, sie<br />

um Jeanne d’Albrets Kehle zu legen, und die Faust der Königin war<br />

zusammengekrampft wie um einen unsichtbaren Dolch. «Habt Ihr<br />

die Bibel gelesen, Senher President?», fauchte sie. «Könnt Ihr mir<br />

irgendeine Stelle nennen, die es rechtfertigt, Dörfer niederzubrennen,<br />

Frauen zu schänden und kleinen <strong>Kinder</strong>n die Köpfe abzuhacken,<br />

nur weil ihre Familien sich weigern, Eide zu schwören?»<br />

Der Baroun d’Oppède sah sie an aus Augen wie gehärtetes Eisen<br />

und sagte: «Wenn deine Hand dir Ärgernis schafft, so hau sie ab,<br />

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