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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Gericht der Welt Verständnis für einen <strong>Die</strong>ner hätte, der einen Baroun<br />

tötet, um einem gesuchten Ketzer das Leben zu retten. Also<br />

zielte ich auf seinen Arm, in der Hoffnung, ihn zu entwaffnen und<br />

Senher Couvencour so zu retten. Als ich ihn traf und er sich zur<br />

Flucht wandte, war ich auch noch stolz auf mich, Baroun. Bis zu<br />

dem Moment, als wir Eure Tante an jener Tür fanden.» Er schwieg<br />

wieder. Das Pferd schüttelte den Kopf und stellte die Ohren. «Und<br />

BarounetoCristino…»<br />

«Du liebst sie», stellte Fabiou fest.<br />

«Ja, ich liebe sie. Ja, ich weiß, dass sie unerreichbar für mich ist.<br />

Ja, ich weiß, dass ich sie und mich mit dieser Liebe in Schwierigkeiten<br />

bringe. Sonst noch Fragen?» <strong>Die</strong> Bürste hielt inne auf dem<br />

Rücken <strong>des</strong> Pfer<strong>des</strong>. «Barouneto Catarino hat recht», sagte Loís leise.<br />

«Manchmal muss man einfach gehen.»<br />

Fabiou erstarrte mitten in der Bewegung. «Du willst … fort?»<br />

«Es ist das Beste für alle», sagte Loís.<br />

«Aber … wo willst du hin? Und was willst du machen?» Es gab<br />

nicht allzu viele Möglichkeiten für einen <strong>Die</strong>ner, der seinen Herrn<br />

verlassen hatte. Er konnte versuchen, bei einem anderen Herrn in<br />

Stellung zu gehen, das war die beste. Er konnte sich als Tagelöhner<br />

verdingen, bei der Ernte oder beim Bau zum Beispiel. Er konnte in<br />

die Armee eintreten, und er konnte als Matrose zur See fahren.<br />

<strong>Die</strong> meisten dieser Alternativen waren mit harter Arbeit, schlechter<br />

Behandlung und einem entbehrungsreichen und oftmals gefährlichen<br />

Leben verbunden.<br />

Aber Loís’ Antwort warf Fabioubeinahe rückwärts von der Kiste.<br />

«Ich dachte mir, ich könnte studieren», sagte Loís.<br />

«Studieren? Du?»<br />

«Ja. Rechtslehre, dachte ich. Das hat mich doch schon immer interessiert,<br />

und ich besitze auch die nötigen Vorkenntnisse. Natürlich<br />

nicht in Ais. Irgendwo, wo mich keiner kennt, Paris vielleicht.<br />

Ich denke, mein Französisch müsste ausreichen, der Unterricht ist<br />

ja sowieso auf Latein.»<br />

«Ja, aber… aber, du hast doch kein Geld und keine Referenzen<br />

und nichts!»<br />

Loís zuckte mit den Achseln. «In Ais gibt es auch Bettelstudenten,<br />

die aus ganz einfachen Familien stammen. Irgendwie wird es schon<br />

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