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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Leinenkleidern anstelle der bunten Kostüme, probten ein Kunststück,<br />

ein paar Bälle flogen durch die Luft, Rufe gingen hin und<br />

her. Frederi Jùli machte Stielaugen. Fabiou, der nicht die Absicht<br />

hatte, je<strong>des</strong> Zelt zu durchsuchen, ging zielstrebig auf die Gruppe<br />

zu. «Guten Abend. Wir suchen die Wahrsagerin, die sonst immer<br />

an der Plaço dis Erbo sitzt», sagte er. «Ist sie hier irgendwo?»<br />

Ein hellhaariger junger Kerl, der gerade noch versucht hatte, sieben<br />

Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, fing dieselben auf und<br />

drehte sich um. «Na, so was. <strong>Die</strong> jungen Hochwohlgeborenheiten.<br />

Habt Ihr keine Angst, so spät am Abend vor der Stadt, ganz allein?<br />

Wo sich doch so viel Gesindel herumtreibt!» Ohne sein rotes Kostüm<br />

und die Schminke sah er ziemlich anders aus, doch wenn seine<br />

spöttische Stimme ihn nicht längst verraten hätte, hätten es im<br />

nächsten Moment die rauchigen Bernsteinaugen getan. «Was wollt<br />

Ihr von der Alten?»<br />

«Ich will überhaupt nichts von ihr», murrte Fabiou. «Aber die<br />

jungen Damen meinen unbedingt, sie müssten sich von ihr die Zukunft<br />

voraussagen lassen oder so ähnlich.»<br />

«Nun, da habt Ihr leider Pech gehabt. <strong>Die</strong> Alte gehört nicht zu<br />

uns, keine Ahnung, wo sie sich herumtreibt.» <strong>Die</strong> Bernsteinaugen<br />

funkelten in der Abendsonne. «Aber Ihr könnt gerne mit mir vorlieb<br />

nehmen – ich beherrsche das Tarot ebenso gut wie weiland der<br />

Zauberer Merlin!»<br />

«Pah!», rief Catarino aus. «Du siehst überhaupt nicht aus wie ein<br />

Zauberer, crapeau !»<br />

«Tztz, was für Ausdrücke aus so einem schönen Mund.» Der<br />

junge Gaukler schüttelte entrüstet den Kopf. «Da fällt mir ein …<br />

wollt Ihr immer noch die Kunst <strong>des</strong> Feuerspuckens lernen, Eure<br />

Edelmütigkeit?»<br />

«Wieso bist du immer so unverschämt, Gaukler?», fragte Catarino<br />

hochmütig.<br />

«Oh, weil mein Vater selig zu mir sagte, bevor sie ihn an den<br />

Galgen führten: Mein Junge, sieh dir die Krähen auf dem Galgen<br />

an – besser, du krächzt wie sie, als du schweigst wie die Kadaver, die<br />

darunterhängen», erklärte der Bengelgrinsend.<br />

«Warum hat man deinen Vater denn aufgehängt?», fragte Frederi<br />

Jùli erstaunt.<br />

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