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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Es war ziemlich still geworden. Catarino kämpfte mit den Tränen,<br />

wie es sich für eine empfindsame junge Dame gehörte. Fabiou<br />

hatte die Stirn gerunzelt. Irgendwie hatte er das Gefühl, soeben etwas<br />

sehr Wichtiges erfahren zu haben, ohne dass er wusste, was.<br />

«Mein Vater war dabei, als sie die Mädchen damals in dieser Höhle<br />

fanden», murmelte Victor. «Es muss schrecklich für ihn gewesen<br />

sein. Ich habe mich nicht einmal richtig von ihnen verabschieden<br />

können, mein Vater wollte nicht, dass ich die Leichen sehe, weil<br />

es soein furchtbarer Anblick war. Auch der Totenwäscher konnte<br />

nichts mehr ausrichten… die Särge standen verschlossen in der<br />

Kirche, weil man dieses Bild niemandem zumuten konnte.»<br />

Catarinoschniefte. «Und über ihrem Grab wuchsein Busch weißer<br />

Rosen, und wer einen Herzenswunsch hat und eine Rose bricht,<br />

dem geht er gewiss in Erfüllung.» Sie tupfte sich schluchzend mit<br />

ihrem Taschentüchlein die Augen.<br />

Victor betrachtete sie seltsam. «Erzählt man das so? – Das war<br />

meine Mutter, sie hat diese weißen Rosen gepflanzt. Wie gesagt, es<br />

ist ihr sehr nahe gegangen … noch heute geht sie regelmäßig zum<br />

Grab der Mädchen, um für sie zu beten, wenn wir in Ais sind.»<br />

«Aha!», sagte Fabiou.<br />

«Was aha?», fragte Catarino.<br />

«Na, wieder so eine Legende, für die es eine ganz logische Erklärung<br />

gibt», sagte Fabiou.<br />

«Du bist gefühllos. Alle Männer sind gefühllos.» Catarino zog<br />

schnippisch die Nase hoch.<br />

«Wie kam es eigentlich, dass euer Familienstammsitz damals abgebrannt<br />

ist?», fragte Fabiou nachdenklich. «Ich meine, mitten im<br />

Winter kann es wohl kaum ein Waldbrand gewesen sein!»<br />

«Gute Frage.» Victor erschien dankbar über den Themenwechsel.<br />

«Das Haus stand leer nach Onkel Hectors Tod, Vater hatte alle<br />

<strong>Die</strong>ner entlassen. Ein Unfall kann es also kaumgewesen sein. Vielleicht<br />

Brandstiftung, ein Antonius-Jünger, der sichgerächt hat.» Er<br />

zuckte mit den Achseln.<br />

«Fabiou! Catarino!» Frederi natürlich. «Kommt ihrendlich? <strong>Die</strong><br />

Kutsche ist angespannt!»<br />

Sie verabschiedeten sich voneinander. Victor wirkte ziemlich bedrückt,<br />

die aufgewärmten Erinnerungen gingen ihm offensichtlich<br />

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