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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Nein – nicht direkt ein Tagebuch, auch kein Reisebericht, nie<br />

ein Datum, nie eine chronologische Auflistung von Ereignissen…<br />

Man hat das Gefühl, dass er einfach das aufgeschrieben hat, was<br />

ihmgerade durch den Sinn ging.»<br />

«Aber das könnte uns doch einige wertvolle Hinweise geben,<br />

oder?» Fabious Augen strahlten.<br />

«Habe ich zuerst auch gedacht. Aber nein, ich denke kaum.» Er<br />

sah auf. «Fabiou, dieser Mann war nicht mehr klaren Verstan<strong>des</strong>!<br />

Was dort steht, ist absoluter – Unsinn. Irgendetwas von Schuld und<br />

Versündigung und Sühne, ich verstehe kein Wort. Am Anfang geht<br />

es noch, aber je weiter der Text fortschreitet, <strong>des</strong>to unverständlicher<br />

wird es.» Er breitete ein paar Seiten auf dem Tisch aus, und<br />

Fabiou beugte sich nach vorne. «Er muss es an verschiedenen Tagen<br />

geschrieben haben, die Tinte ist nicht immer dieselbe, die Schrift<br />

ist manchmal sehr ordentlich und dann wieder unregelmäßig, als<br />

ob er auf einer unebenen Unterlage geschrieben habe. Mit der Zeit<br />

wird sie immer flüchtiger und schmieriger, wohl ein weiteres Zeichen<br />

<strong>des</strong> Verfalls seines Geistes. Bis auf den letzten Eintrag, der<br />

wieder ausgesprochen deutlich geschrieben ist.»<br />

«Hm.» Fabiou nagte an seinem Daumennagel herum. «Was genaustehtda<br />

drin?»<br />

«Ich denke, das beste ist, ich übersetze es euch sinngemäß. In<br />

Ordnung?», meinte Bruder Antonius.<br />

Alle nickten, selbst die Mädchen schienen jetzt gespannt. Antonius<br />

räusperte sich. «Also, er schreibt da: ‹Ich hätte nicht zurückkommen<br />

dürfen. Ich hatte es geahnt, ich war sicher, solange so<br />

viele Meilen zwischen hier und dort lagen, aber jetzt… Als wäre es<br />

gestern gewesen. Als wäre jeder Baum, jeder Strauch eine Erinnerung,<br />

als flüstern sie alle jenen Namen. Ich höre ihn im Rauschen<br />

<strong>des</strong> Win<strong>des</strong> und im Trommeln der Pferdehufe auf der Straße und<br />

im Gurgeln <strong>des</strong> Wassers am Wegesrand, immer derselbe Name,<br />

immer nur Carfadrael.›»<br />

«Carfadrael? Was heißt das?», fragte Fabiou erstaunt.<br />

«Gute Frage, ich weiß es nicht», antwortete Bruder Antonius.<br />

«Es ist nicht vielleicht ein deutsches Wort, das du nicht<br />

kennst?»<br />

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