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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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chen, das uns begleitete, nabelte das Neugeborene ab, wickelte es<br />

in ein Tuch und taufte es mit dem schmutzigen Wasser aus dem<br />

Straßengraben. Doch viel zu früh geboren wie es war, fehlte ihm<br />

die Kraft zum Atmen; es lebte noch eine halbe Stunde und starb<br />

dann in den Armen <strong>des</strong> Mädchens.»<br />

Ein Mädchen, was für ein Mädchen? Ein Kind, das sie unterwegs<br />

gefunden hatten? Eine Überlebende <strong>des</strong> Massakers? Warum<br />

erzählt er von diesem Mädchen?<br />

«Unseren Freund, Pater Jacque Bergotz,fanden wir in der Tür der<br />

Kirche von La Coste, durchbohrt von unzähligen Schwertstichen.<br />

Man sagte uns, er habe den Waldensern Zuflucht in der Kirche<br />

gewährt und sich den eindringenden Soldaten in den Weg gestellt.<br />

In der Kirche selbst lebte niemand mehr.»<br />

Ein Pater. Ein Geistlicher. Gebürtig aus St. Francès. Franciscus.<br />

«Der Weg durchdie Combe war von umherstreifenden Söldnern<br />

versperrt. Wir zogen weiter gen Osten mit dem Vorsatz, den Lubéron<br />

bei Vitrolle zu überqueren und so nach Aix zurück zu gelangen.<br />

In der Nähe von Castellet trafen wir auf einen versprengten<br />

Söldnertrupp, vor dem wir in den Wald ausweichen mussten. Auf<br />

einer Lichtung zusammengedrängt trafen wir dort auf eine Gruppe<br />

von etwa zwanzig Menschen, vornehmlich Frauen und <strong>Kinder</strong>,<br />

Überlebende aus dem Dorf. Wir begriffen schnell, dass diese Menschen<br />

alleine kaum eine Chancehatten, ihren Verfolgern zu entgehen,<br />

die überall die Wälder durchstreiften; sie waren verstört und<br />

verängstigt, viele von ihnen waren verletzt, die Frauen, ja sogar<br />

die kleinen Mädchen zum Teil vergewaltigt worden. Nach kurzer<br />

Beratung war uns klar, dass wir es vor unserem Gewissen und vor<br />

Gott nicht würden rechtfertigen können, diese armen Menschen<br />

ihrem Schicksal zu überlassen. Nicht allzu weit von jenem Ort<br />

kannten wir eine kleine Höhle, gut verborgen unter einem Felsvorsprung.<br />

Wir führten die Leute dort hin und versteckten uns<br />

mit ihnen. Bei Einbruch der Nacht machten wir uns auf den Weg.<br />

Unser Plan war es, die Menschen quer durch den Grand Lubéron<br />

nach Tour d’Aigue zu führen, da wir uns gewiss waren, die Baronin<br />

de la Tour d’Aigue, zu deren Land diese Menschen gehörten, würde<br />

ihnen Zuflucht gewähren.<br />

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