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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Euer Mann fiel im Krieg?», fragte der Comte mitfühlend.<br />

«Nein, nicht im Krieg. Ein Fieber. <strong>Die</strong> <strong>Kinder</strong> waren damals noch<br />

klein, die Zwillinge drei Jahre, Fabiou zwei Jahre alt … auch die<br />

<strong>Kinder</strong> bekamen das Fieber, aber Gott hatte Erbarmen und ließ<br />

sie mir. Doch mein Cristou …» <strong>Die</strong> Dame Castelblanc zückte ein<br />

Tüchlein und tupfte sich verstohlen die Augen ab.<br />

«Das muss eine schwere Zeit für Euchgewesen sein», meinte der<br />

Comte.<br />

«Oh ja, oh ja, die heilige Maria Mutter Gottes weiß, wie ich gelitten<br />

habe… Aber in Frederi deCastelblanc habe ich wieder einen<br />

guten Mann gefunden, und Gott hat mich gesegnet, dass ich auch<br />

ihm zwei <strong>Kinder</strong> schenken konnte…»<br />

«Wie ist das jetzt mit diesem Menerbo – was ist so katholisch<br />

daran?», wollte der Comte wissen.<br />

«Fromme Leute eben, fromme Leute», meinte die Dame Castelblanc,<br />

und der Comte erklärte, dass man sich glücklich schätzen<br />

konnte, dass die protestantische Pest, die das deutsche Reich unterminiert<br />

habe, in Frankreich noch nicht derart grassierte. <strong>Die</strong>ser<br />

deutsche Mönch, Luther oder wie er heißt, der hat mit seinen<br />

Schriften ganz Europa durcheinandergebracht, aber eigentlich können<br />

wir uns ja glücklich schätzen, eigentlich hat er uns damit ja<br />

einen Gefallen getan, der Kaiser hat jetzt die Protestanten mit in<br />

der Regierung sitzen und ist dadurch quasi handlungsunfähig. Das<br />

ist Frankreichs Chance, die Vorherrschaft in Europa zu erreichen.<br />

<strong>Die</strong> Dame gähnte, sie interessierte sich nicht für Politik, und<br />

auch die Mädchen hatten keine Lust, das Gespräch in dieser Richtung<br />

fortzusetzen. Erzählt uns von Paris, baten sie, was trägt man<br />

gerade, und was hört man für Musik, und was für neue Tänze gibt<br />

es?<br />

«Nun, was Musik betrifft – Ronsard natürlich», sagte der Comte<br />

de Trévigny. «Es gibt seit einiger Zeitjetzt auch eine Vertonung der<br />

Nouvels Amours , von einem gewissen Goudimel, er soll zwar ein<br />

Protestant sein, aber komponieren kann er, haha.»<br />

« Incroyable!» Cristino hatte Augen wie Wagenräder. Sie liebte<br />

Ronsard und seine Lieder bis zum Wahnsinn.<br />

«Ronsard, immer Ronsard, zu meiner Zeit, da hat man Petrarca<br />

gehört und gesungen, edelste italienische Liebeslyrik, Gott, wenn<br />

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