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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Wieso?»<br />

«Na … du kannst Lesen und Schreiben, du bist gebildet…»<br />

«Ich kann nichts dafür, dass ich die Chance hatte, Lesen und<br />

Schreiben zu lernen, genauso wenig wie Suso und Joan lou Pastre<br />

etwas dafür können, dass sie diese Chance nicht hatten. Genauso<br />

wenig wie ich etwas dafür konnte, als Sohn eines <strong>Die</strong>ners zur Welt<br />

zu kommen und wie Ihr etwas dafür könnt, Baroun zu sein.»<br />

«Ach Mann, du bist sophistisch!» Fabiou warf sich wieder auf<br />

den Rücken.<br />

«Und Ihr seid engstirnig», entgegnete Loís.<br />

«Iiiiich?» Fabiou fuhrauf.<br />

«Ja. Ihr behauptet, dass Ihr die Wahrheit wissen wollt, aber alles,<br />

was nicht in Euer Weltbild passt, ignoriert Ihr. Warum könnt Ihr<br />

nicht wenigstens die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Joan lou<br />

Pastre vielleicht nicht das Ungeheuer war, als das alle ihn hinstellen?<br />

Dass vielleicht sogar etwas Gutes in seinen Taten lag?»<br />

Fabiou nagte an einem Strohhalm herum. «Und selbst wenn»,<br />

meinte er verstimmt, «selbst wenn dieser Joan vielleicht seine guten<br />

Seiten hatte, dann doch nur aus Sicht der Bauern. <strong>Die</strong> Edelleute<br />

hat er bestohlen und war somit deren natürlicher Feind. Also, warum<br />

sollte ein Edelmann ihm zu Hilfe kommen?»<br />

«Er hatte vielleicht Ideale», mutmaßte Loís. «Wisst Ihr, die alten<br />

ritterlichen Ideale. Beschützen der Schwachen und so.»<br />

«Muss ein schöner Verrückter gewesen sein!», murrte Fabiou.<br />

«Nicht verrückter als Ihr.» Loís sprang auf und reckte theatralisch<br />

eine Hand zum Himmel. «Fabiou Kermanach de Bèufort, unermüdlicher<br />

Kämpfer für die Wahrheit!»<br />

«Idiot.» Fabiou lachte und kickte eine Handvoll Stroh in seine<br />

Richtung. «Aber … egal, wie dieser Carfadrael war, mich würde<br />

vor allem interessieren, wer er war. Und was er mit Trostett zu tun<br />

hatte. Trostett war ja wahrhaft besessen von ihm. ‹Als wäre jeder<br />

Baum, jeder Strauch eine Erinnerung, als flüstern sie alle jenen<br />

Namen, alle. Ich höre ihn im Rauschen <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> und im Trommeln<br />

der Pferdehufe auf der Straße und im Gurgeln <strong>des</strong> Wassers<br />

am Wegesrand, immer derselbe Name, immer nur Carfadrael›»,<br />

zitierteer.<br />

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