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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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gerade erst ein paar Wochen her. Gott, wenn ich an die Labarres<br />

denke… die haben auch ihren einzigen Sohn damals verloren.»<br />

«Labarre?» Fabiou runzelte die Stirn. Der Name kam ihm bekannt<br />

vor. «Moment – war das nicht der, der in Lauri – ähm –»<br />

«Raymoun de Labarre, ja.» Victor nickte düster. «Du kennst die<br />

Geschichte, nehme ich an.»<br />

«Na ja – was man so erzählt…»<br />

«Gott, stell dir mal vor, du müsstest in dem Bewusstsein leben,<br />

dass ein Mensch, den dugeliebt hast, so grausam ermordet worden<br />

ist.» Victor schüttelte heftig den Kopf.<br />

«Hast du ihn gekannt?»<br />

«Ich erinnere mich nur noch dunkel an ihn, aber mein Vater<br />

kannte ihn ziemlich gut», sagte Victor.<br />

«Warum hat er das getan – ich meine, er muss dochgewusst haben,<br />

dass er gegen dieses Söldnerheer keine Chance hatte», meinte<br />

Fabiou nachdenklich.<br />

Victor zuckte mit den Achseln. «Er muss einer von denen gewesen<br />

sein, die Feuer und Flamme für die Ideale <strong>des</strong> alten Rittertums<br />

waren. Immer auf den Spuren von Richard Coeur de Lion.<br />

Ein Riesenkerl, stark wie ein Bär, und die ganze Zeit entweder mit<br />

Schwertkämpfen beschäftigt oder damit, Ritterromane zu lesen<br />

und Gedichte zu schreiben, auf Provenzalisch natürlich. Wahrscheinlich<br />

hat er ein Leben lang davon geträumt, Jungfrauen vor<br />

Drachen zu retten oder die Mauern von Jerusalem zu erstürmen.<br />

Vielleicht sollte man ihn nicht allzu sehr bedauern. Merindou war<br />

sein Kreuzzug, Fabiou, und er ist gestorben als der Held seiner eigenen<br />

Geschichte.»<br />

Fabiou starrte Victor mit offenem Mund an angesichts dieser erstaunlichen<br />

Charakterisierung <strong>des</strong> jungen Labarre. Victor war ein<br />

ungewöhnlicher Mensch, so farblos sein Äußeres war. Und einer<br />

plötzlichen Eingebung folgend sagte er: «Victor – sagt dir eigentlich<br />

der Name Carfadrael etwas?»<br />

Einen Moment lang starrte Victor ihn verblüfft an, dann lachte<br />

er auf und sagte: «Carfadrael? Carfadrael ist eine Legende!»<br />

Crestins Worte. Fabiou war grenzenlos enttäuscht. «Du glaubst<br />

also auch nicht, dass es ihn wirklich gegeben hat?», meinte er.<br />

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