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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Das Gewitter unterbrach eines der interessantesten Gespräche <strong>des</strong><br />

Nachmittags. Fabiou, eigentlich enttäuscht darüber, Degrelho als<br />

Gesprächspartner verloren zu haben, denn dieser hatte sich an die<br />

Spitze <strong>des</strong> Zuges gesetzt, um seine Gäste dem rettenden Haus zuzulotsen,<br />

ritt etwas griesgrämig an <strong>des</strong>sen Ende, als plötzlich der<br />

jüngere Degrelho sein Pferd neben ihn lenkte und ihm lachend<br />

mit der rechten Hand zuwinkte. «Ein schönes Chaos!», meinte er.<br />

«Kaum ziehen ein paar Wolken auf, gerät die feine Gesellschaft in<br />

Panik!» Fabiou, dem die Situation ebenso grotesk erschien, mit den<br />

lamentierenden Weibern und den Jungs, die nicht aufhörten, große<br />

Sprüche zu klopfen, und dabei von Minute zu Minute grüner im<br />

Gesicht wurden, lachte ebenfalls. «Du bist der junge Bèufort, nicht<br />

wahr?», meinte Victor Degrelho.<br />

Fabiou nickte strahlend. Endlich mal einer, der ihn nicht Castelblanc<br />

nannte. Doch es kam noch besser. «Ich glaube, mein Vater<br />

hat deinen Vater gekannt», meinte Victor in diesem Moment nachdenklich.<br />

«Oder war es mein Onkel? Ich weiß nich t mehr, es ist<br />

ziemlich lange her.»<br />

Fabiou wurde rot vor Freude darüber, jemandem zu begegnen,<br />

der einen kannte, der seinen Vater gekannt hatte. Und im Überschwang<br />

der Gefühle fragte er: «Dein Onkel – was war er eigentlich<br />

für ein Mensch?»<br />

Victor Degrelhos Gesicht wurde ernst. «Ein unglaublicher<br />

Mensch», sagte er tonlos.<br />

«Wie meinst du das?», fragte Fabiou etwas unbehaglich – er hatte<br />

nicht im entferntesten miteiner solchen Reaktion auf seine Frage<br />

gerechnet.<br />

Victor schüttelte langsam den Kopf. «Es ist verrückt», murmelte<br />

er. «Eigentlich sollte ich mich gar nicht mehr an ihn erinnern. Ich<br />

war gerade mal sechs, als er starb. Aber weißt du, manches, was er<br />

gesagt oder getan hat, steht mir vor Augen, als ob es gesterngewesen<br />

wäre.» Er blinzelte. «Vater… vermisst ihn sehr. Sie hatten ein<br />

sehr enges Verhältnis zueinander, weißt du.»<br />

«Was war denn so ungewöhnlich an ihm?», fragte Fabiou. «Unglaublich,<br />

hast du gesagt. Das ist ja schon ein ganz besonderes<br />

Kompliment.»<br />

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