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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ge um Hilfe zu bitten. Aber wem konnte ich trauen, wer war unter<br />

dem Eindruck der Ereignisse noch bereit, sich gegen Mayniers<br />

Verbündete zu wenden, welches Gericht war noch frei von seinem<br />

Einfluss? Schließlich wurde mir klar, ich musste zurück und ich<br />

musste selbst versuchen, die Mädchen zu beschützen. Ich war es<br />

Hector einfach schuldig.»<br />

«Und Maynier ließ Euch am Leben?», fragte Crestin erstaunt.<br />

«Es war eigentümlich, was dann geschah, zumin<strong>des</strong>t aus damaliger<br />

Sicht», erklärte Senher Couvencour. «Natürlich dauerte es einige<br />

Wochen, bis Maynier von meiner Rückkehr erfuhr. Ich we iß<br />

nicht, womit ich gerechnet habe, dass er eines Tages mit einem<br />

Söldnerhaufen vor der Tür stünde und Couvencour belagerte, dass<br />

er mir die Inquisition auf den Hals hetzen oder hinter jeden Baum<br />

im Umkreis von zwanzig Meilen einen Meuchelmörder postieren<br />

würde …Tatsächlich geschah erst einmal gar nichts. Dann, eines<br />

Tages, meldete sich ein Besucher am Tor. Es war der Jansoun.»<br />

Couvencour rang nach Luft. «Wenig in meinem Leben ist mir so<br />

schwergefallen, wie mich mit Mayniers Neffen an einen Tisch zu<br />

setzen, als ob nichts geschehen sei, zumal ich überzeugt war, dass<br />

dies nur der Auftakt zu einer neuen Teufelei <strong>des</strong> Parlamentspräsidenten<br />

sein konnte. Das Gespräch überraschte mich daher auch<br />

ziemlich. Zwar ließ der Jansoun es sich nicht nehmen, mir offen<br />

mit dem Tod zu drohen, aber zwischen den Zeilen machte er mir<br />

ein Zugeständnis nach dem anderen. Letztlich sah sein Angebot so<br />

aus: Wenn ich in Couvencour bliebe und keine Anstalten machte,<br />

Maynier anzufeinden, würde man mich in Ruhe lassen. Heute weiß<br />

ich, dass dies die Zeit war, in der zum ersten Mal von einer möglichen<br />

Untersuchung <strong>des</strong> Arrêt de Mérindol durch ein königliches<br />

Gericht die Rede war und dass sie sich in dieser Situation einen<br />

weiteren Mord schlichtweg nicht leisten konnten. Damals hatte ich<br />

davon keine Ahnung, ich hatte keinerlei Kontakt zu Menschen, die<br />

mich über die Vorgänge in Ais hätten unterrichten können, und<br />

hielt das Angebot <strong>des</strong> Jansoun daher für eine Falle. Deshalb akzeptierte<br />

ich zwar seine Bedingungen, wagte aber weiterhin nicht,<br />

auch nur einen Fuß aus dem Burgtor zu setzen. Vermutlich würde<br />

ich noch heute hinter diesen Mauern versauern, wenn ich nicht einen<br />

knappen Monat später einen zweiten Besuch bekommen hätte,<br />

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