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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Erinnerungen geweckt. In Rom werde ich wenigstens keine Zeit<br />

zum Grübeln haben.»<br />

«Nun», sagte Fabiou und räusperte sich, «dann wünsche ich dir<br />

allesGute.»<br />

«Ich dir auch. Und … ähm… Fabiou, ich bleibe bei dem, was ich<br />

auf dem Friedhof zu dir gesagt habe. Sie wären wirklich stolz auf<br />

dich.»<br />

Ja, der Friedhof. Er hatte noch einen Abschiedsbesuch zu<br />

machen.<br />

Als er durch die Porto dis Augustin trat und auf die Ebene hinausblickte,<br />

dorthin, wo früher das Gauklerlager gewesen war und<br />

sich jetzt eine Fläche aus zertretenem, verbranntem Gras erstreckte,<br />

lag der Friedhof friedlich im Glanz einergoldenen Abendsonne.<br />

Er durchquerte das schmiedeeiserne Tor und schritt langsam durch<br />

die Reihen der Gräber. Ein paar alte Frauen in Schwarz bückten<br />

sich zwischen den bemoosten Steinen.<br />

Er erreichte die Grabstätte der Aubans. Vor dem Holzkreuz, das<br />

man über Beatrix’ letzter Ruhestätte errichtet hatte, knieten zwei<br />

Ordensschwestern, ins Gebet vertieft. Er blieb im Abstand von einigen<br />

Schritten stehen, er wollte sie nicht stören. Er dachte an all<br />

die Menschen, die diese unglückselige Geschichte das Leben gekostet<br />

hatte. Hector Degrelho und seine Familie. Sein Vater. Onkel<br />

Pierre. Und zuletzt Beatrix. So sehr Fabiou auf seinen Lippen herumkaute,<br />

er konnte nicht verhindern, dass das Grau der Gräber vor<br />

seinen Augen verschwamm und die Frauen zu trüben, schwarzen<br />

Farbflecken wurden.<br />

«Wartet! Anhalten! Fabiou! Da ist ja Fabiou!», schrie eine helle<br />

Stimme hinter ihm.<br />

Er drehte sich verwundert um. Am Friedhofstor hielt eine Kutsche,<br />

und soeben wurde die Seitentür aufgerissen, und eine kleine,<br />

stämmige Gestalt im dunklen Anzug hüpfte heraus. «Salut, t Fabi-<br />

ou!», rief sie fröhlich.<br />

Ach Herrje. Der kleine Navarra.<br />

«Oh, guten Abend, ähm… Seid Ihr zurück aus dem Piemont?»,<br />

fragte Fabiou und blinzelte verstohlen die Tränen weg.<br />

Das rundliche Gesicht <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> nickte strahlend. «Ich kann<br />

jetzt Fechten!», erklärte er stolz. «Und Bogen schießen. Auf Tau-<br />

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