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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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saß, sondern vor allem ein Gespür dafür, was in der aktuellen Situation<br />

bei den Menschen ankam. Fabiou dachte mehr als einmal<br />

kopfschüttelnd, wie sonderbar es doch war, dass ausgerechnet seine<br />

große Schwester, die sich stets über seine Gedichte lustig gemacht<br />

hatte, nun diejenige in der Familie war, die einem Poeten<br />

am nächsten kam.<br />

Frederi fuhr sogar nach Arle, um eines von Hannes’ und Catarinos<br />

Stücken zu sehen, und er war zutiefst gerührt von der Begegnung<br />

mit seiner Stieftochter und begeistert von dem Schauspiel<br />

der Truppe, sie wären es wert, in Paris vor dem König aufzutreten,<br />

schwärmte er Madaleno vor. Doch Madaleno rümpfte nur abfällig<br />

ihre Nase.<br />

Sie begegneten einander noch einige Male, Madaleno und Catarino,<br />

zufällig, wenn Catarino Fabiou in Ais besuchte, doch Madaleno<br />

vergab ihrer Tochter nie, und auch Catarino konnte ihrer<br />

Mutter erst vergeben, als sie an einem Aprilmorgen an deren Grab<br />

stand.<br />

***<br />

Castelblanc war geschrumpft. <strong>Die</strong> Türen, die Räume, die Bäume,<br />

die das Haus umstanden, alles schien kleiner geworden zu sein.<br />

Eine Puppenstube für leben<strong>des</strong> Spielzeug, wie es schien. Das ist so,<br />

weil dugewachsen bist, sagte Loís zu Fabiou, was in der Tat stimmte,<br />

Fabiou war noch ein Stück in die Höhe geschossen, die neuen<br />

Gewänder spannten bereits wieder an Knien und Ellenbogen, und<br />

unter den Hosenumschlägen spickten seine Waden hervor. <strong>Die</strong>ser<br />

Umstand und die etwas unregelmäßige Nahrungsaufnahme der<br />

vergangenen Wochen hatten ihn mager, um nicht zu sagen dürr<br />

werden lassen, so dass die Köchin die Hände über dem Kopf zusammenschlug<br />

und jammerte, den Bub müssen wir recht füttern, so<br />

verhungert wie er ist, er braucht eine ordentliche, fette Suppe und<br />

einen kräftigen Braten, das ist es. Fabiou kam es sonderbar vor, sich<br />

über Dinge wie Suppe und Braten den Kopf zu zerbrechen. Er fand<br />

es unerhört genug, am Leben zu sein.<br />

Auch Loís hatte sich verändert. Es war nicht sosehr die Tatsache,<br />

dass er abgemagert war, und es waren auch nicht nur die zahl-<br />

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