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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Nun, Frederi…», Tante Eusebia winkte einen <strong>Die</strong>ner herbei,<br />

ihr Gedeck abzutragen, «sie waren sehr gute Freunde, Frederi und<br />

Cristou.»<br />

«Das wissen wir. Na und?», fragte Catarino finster.<br />

«Sehrgute Freunde», betonte Tante Eusebia noch einmal. «Schon<br />

zur Schulzeit. Sie waren gemeinsam auf dieser Klosterschule in<br />

Arle … Ich würde meinen Sohn nieauf eine solche Schule schicken.<br />

Ich finde das einfach unnatürlich, so viele Männer auf ein em Haufen,<br />

ganz ohne Frauen … Frederi war damals schon Waise, seine<br />

Eltern sind Ende der Zwanziger an der Pest gestorben, und <strong>des</strong>halb<br />

ist er über die Festtage immer mit zu Cristou gegangen … wie gesagt,<br />

unsere Mütter waren eng befreundet, <strong>des</strong>wegen kannte ich<br />

sie damals schon … sie steckten immer zusammen, in jeder freien<br />

Minute. Vor allem Frederi ließ seinen Blick nicht einen Moment<br />

von Cristou, wie ein Hündchen, das seinen Herrn anhimmelt. Das<br />

war schon… auffallend.»<br />

Catarino hatte sich zurückgelehnt. Sie sah plötzlich verändert<br />

aus, ihr Gesicht war spitz, die Sommersprossen glichen Rostflecken<br />

auf weißem Alabaster. «Was wollt Ihr damit sagen?», fragte sie<br />

spitz.<br />

«Nun, ich weiß, es war natürlich gar nichts, ein dummer Zufall,<br />

mehr nicht, und sie waren ja auch noch <strong>Kinder</strong>, Cristou war<br />

zehn und Frederi zwölf, aber …» Tante Eusebia hielt inne, um einen<br />

Fleck an ihrem Ärmel zu betrachten.<br />

«Aber was?», schrie Catarino.<br />

«Nun, da war dieser Ausflug», erzählte Tante Eusebia im Plauderton.<br />

«Wir kamen in ein furchtbares Gewitter, und im allgemeinen<br />

Durcheinander gerieten die beiden Jungs abhanden. Wir suchten<br />

sie lange und fanden sie schließlich in der Scheune, in die sie sich<br />

vor dem Regen geflüchtet hatten. Sie lagen im Heu und schliefen.<br />

Natürlich…hatten sie ihre Kleider bloß ausgezogen, weil sie tropfnass<br />

waren, und natürlich hatten sie sich nur wegen der Kälte aneinandergeschmiegt,<br />

aber, nun…» Sie räusperte sich.<br />

Catarino sprang auf, dass der Tisch wackelte. «Was wollt Ihr damit<br />

sagen? Dass mein Vater ein gottverdammter Perverser war?<br />

Ein Sodomist? Wollt Ihr das sagen, ja?»<br />

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