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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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der Pest oder der Schwindsucht sterben. Also lieber aufregend leben,<br />

lieber ein verrückter Tod, über den die Leute noch reden, kopfschüttelnd<br />

vielleicht, aber anerkennend, als auf der Ofenbank krepieren<br />

wie ein altes Weib. Er hatte sie so belächelt, die Hofschranzen, die<br />

sich mit Leibwächtern und Waffenknechten umgaben, um sich zu<br />

schützen, vor Raubüberfällen, vor Mordanschlägen, vor allem, was<br />

das Leben unsicher machte. Sicherheit! Es gab keine Sicherheit! Das<br />

Leben war ein großes Risiko, und er genoss jeden Augenblick der<br />

Gefahr wie andereein erlesenes Festmahl.<br />

Aber das hier war anders. Es hatte nichts mit Degenkämpfen,<br />

einsamen Ritten durch die Nacht und waghalsigen Jagdabenteuern<br />

zu tun. Er war wehrlos, komplett ausgeliefert der Willkür von<br />

Menschen, die ihn vernichten konnten, wenn sie Spaß daran hatten.<br />

Und wenn sie ihn vernichten sollten, dann hätte sein Ende<br />

nichts mit dem heldenhaften Tod eines Abenteurers zu tun, den<br />

er sich immer vorgestellt hatte, ein Tod im Duell oder im Kampf<br />

gegen Wegelagerer, durchbohrt von einem Degen, der schneller<br />

oder stärker als der seine war. <strong>Die</strong> Alternativen, die sich ihm boten,<br />

waren, hier zu sterben, in dieser Dunkelheit, an Hunger und Durst<br />

und der Kälte, die sich mit jeder Minute tiefer in seine Knochen<br />

fraß, oder in den Händen der Inquisition. Und das war ein Gedanke,<br />

der so wahnwitzig, so überwältigend in seiner Entsetzlichkeit<br />

war, dass spätestens hier jeder Versuch endete, gegen die Angst anzukämpfen,<br />

und nichts zurückblieb als nackte Panik.<br />

Am Anfang hatte er noch versucht, die Dinge rational zu sehen.<br />

Vernünftig. So wie Arnac gesagt hatte. Was sollte ihm schon passieren,<br />

er hatte schließlich nichts Unrechtes getan, er war das Opfer<br />

einer böswilligen Verleumdung, das musste jedem Richter klar<br />

werden, Inquisition hin oder her. Sie würden seinen Beteuerungen<br />

glauben und ihn wieder gehen lassen. Er würde sich irgendwie herausreden,<br />

so wie er sich Paul gegenüber immer herausredete. Er<br />

würde Arnacs Rat folgen, behaupten, er sei betrunken gewesen,<br />

und Abbitte leisten. Paul würde ihn retten, würde ihm einen vorzüglichen<br />

Anwalt besorgen, würde das Gericht bestechen, würde<br />

seine Beziehungen spielen lassen. Es würde gut gehen, irgendwie.<br />

Am Anfang hatte er noch versucht, sich abzulenken. Er hatte<br />

geredet, mit Arnac, irgendwelche belanglosen Gespräche über Gott<br />

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