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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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die Cristino aus dem Studierzimmer hierher geschleppt hatte. In<br />

einem eindrucksvollen Haufen stapelten sich Bücher mit so klangvollen<br />

Namen wie ARCHIDOXA von einem Philippus Theophrastus<br />

Paracelsus Bombastus, BERMANUS SIVE DE RE METALLI-<br />

CA von einem Georgius Agricola, HERBARUM VIVAE EICONES<br />

von einem Otho Brunfels, und, bekannterweise, DE HUMANIS<br />

CORPORIS FABRICA von Vesalius. Catarino ergriff das zuoberst<br />

liegende Werk. Le jardin aux roses <strong>des</strong> femmes enceintes et sagefemmes<br />

de E. Roesslin las sie. Sie schlug das Buch auf und starrte<br />

entgeistert auf eine Zeichnung, die so etwas wie eine auf den Kopf<br />

gestellte Flasche zeigte, in der ein Mensch schwebte, von <strong>des</strong>sen<br />

Bauchnabel ein Seil zur Wand <strong>des</strong> Gefäßes zog. «Was ist das?»<br />

«Interessant, nicht? Da geht’s ums <strong>Kinder</strong>kriegen», erklärte<br />

Cristino, die die Nase so dicht in ein Buch gesteckt hatte, dass sie<br />

schier die Seiten berührte.<br />

«Ums <strong>Kinder</strong>kriegen? Bist du schwanger, oder was?»<br />

«Quatsch. Natürlich nicht!»<br />

«Sag mal, was liest du diesen ganzen medizinischen Krampf?<br />

Willst du ins Kloster gehen und Siechende pflegen oder was?»,<br />

fragte Catarino kopfschüttelnd.<br />

Cristino blickte sie erstaunt an und sah dann wieder auf die Bücher.<br />

«Hm…»<br />

Catarino lief rot an. «Cristino!» Sie packte den Arm ihrer<br />

Schwester und schüttelte sie. «Du willst doch nicht im Ernst ins<br />

Kloster!»<br />

«Nein, nein… darüber habe ich mir noch überhaupt keine Gedanken<br />

gemacht… interessant wäre das sicher… Catarino, du<br />

musst das mal lesen, das ist intrigant t , sage ich dir!» Sie schlug<br />

das Buch wieder auf und starrte fasziniert auf ein Bild, das einen<br />

Wundarzt zeigte, der gerade offensichtlich damit beschäftigt war,<br />

jemandem ein Bein abzusägen.<br />

Catarino schnappte fassungslos nach Luft. Unter intrigant verstand<br />

sie offensichtlich etwas ziemlich anderes. «Cristino, mach<br />

das zu, das ist ja eklig!», jammerte sie. «Jesus, wieso liest du so<br />

etwas?»<br />

«Na, ich suche ein Heilmittel.»<br />

«Ein Heilmittel? Wogegen?»<br />

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