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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Sie saß auf dem Rand <strong>des</strong> Kutschbocks, ihr Aug in Aug gegenüber,<br />

ihre schwarzen Knopfaugen gebohrt in die blauen Cristinos.<br />

Verschwinde, wollte Cristino rufen, hau ab, nach ihr schlagen,<br />

treten, irgendetwas, wenigstens den Kopf wieder einziehen,<br />

doch statt<strong>des</strong>sen saß sie nur reglos auf der Bank und starrte in die<br />

schwarzen Knopfaugen,die glänzten und schillerten, als bärgen sie<br />

ein Geheimnis finsterer als die Nacht.<br />

Weiche von mir, Satanas, und erlöse uns von dem Bösen, ave<br />

Maria du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die<br />

Frucht deines Leibes Jesu und führe uns nicht in Versuchung sondern<br />

erlöse uns von dem Bösen erlöse uns von dem Bösen erlöse<br />

uns…<br />

Krah, machte die Krähe,breitete die Flügel aus und flog davon.<br />

Cristinolag in den Kissen, die nassgeschwitzt waren vor Angst.<br />

«Ist etwas?», fragte Catarino.<br />

«Eine… Krähe … da war eine … Krähe …»<br />

« Ma mie , deine Angst vor Krähen ist wirklich un peu exageré !»,<br />

sagte Catarino kopfschüttelnd.<br />

«Ihr habt so sehr Angst vor Krähen?» Das war der Comte wieder.<br />

«Es sind Totenvögel», murmelte Cristino. «Sie bringen Unglück.»<br />

«Das ist doch Aberglaube!» Fabiou schüttelte ärgerlich den<br />

Kopf.<br />

«Also, ich finde Krähen ja auch ekelhaft», verkündete Catarino.<br />

«Sich vorzustellen, dass so ein Vieh gerade seinen Schnabel in vermodern<strong>des</strong><br />

Aas geschlagen hat, iiiiihhhh!»<br />

«Wenn einer tot ist und nicht begraben wird, dann picken die<br />

ihm die Augen aus, stimmt’s?», rief Frederi Jùli aufgeregt.<br />

«Frederi, benimm dich! Was soll Monsieur le Comte von dir<br />

denken!» <strong>Die</strong> Dame schüttelte missbilligendden Kopf.<br />

Cristino starrte ins Leere. Das Bild, das in ihren morgendlichen<br />

Trauerfantasien aufgetaucht war, ging ihr nicht aus dem Kopf, sie<br />

selbst im Wasser, sie selbst angespült am Ufer, liegend im Gras,das<br />

blonde Haar ausgebreitet um ihren Kopf, und die Krähe,die Krähe,<br />

die auf ihrem Kopflandete, den Schnabel öffnete…<br />

«Ein junges Mädchen wie Ihr, in der Blüte seiner Jugend, sollte<br />

sich keine Gedanken über den Tod machen», meinte der Comte de<br />

Trévigny. «So etwas sollte man wirklichden Greisen überlassen!»<br />

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