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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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pfiff, aus einem Stück Schilfrohr eine Flöte bastelte, wie man sich<br />

nachts im Wald zurechtfand, aus Rinde und Zweigen ein Segelboot<br />

bauteund Kaninchenfallen aufstellte.<br />

Loís war es auchgewesen, der ihn aus dem Wasser gezogen hatte,<br />

als er mit acht Jahren an einem Dezembermorgen durch das dünne<br />

Eis auf dem Mühlteich gebrochen war. Seine Mutter hatte dieser<br />

Tatsache nie eine besondere Bedeutung zugemessen, schließlich<br />

war es die Aufgabe eines <strong>Die</strong>ners, seinen Herrn zu schützen. Es beeindruckte<br />

sie auch nicht weiter, dass sich der da mals zwölfjährige<br />

Loís bei seiner Rettungsaktion eine Lungenentzündung zuzog, die<br />

ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Aber für Fabiou blieb Loís von<br />

diesem Tag an sein Lebensretter, dem er Dank schuldete bis zum<br />

Tod oder eben bis zu dem Moment, wo es ihm gelingen sollte, diese<br />

Schuld zurückzuzahlen. Zu dramatischen Ereignissen dieser Art<br />

war es seitdem nicht mehr gekommen. Doch ihre Beziehung ging<br />

seitjenem Tag weit über das hinaus, was einen Herrn sonst mit seinem<br />

<strong>Die</strong>ner verband, und war zu einer wahrhaftigen Freundschaft<br />

geworden – den Meckereien der Dame Castelblanc zum Trotz, die<br />

darauf hinwies, dass allzu große Nähe zu niederen Schichten heutzutage<br />

nicht mehr angemessen sei. Frederi sah es nicht so eng. «In<br />

meiner Jugend noch war es üblich, auf die Dorffeste zu gehen und<br />

mit den Bauern zu feiern, und heute schreit alles, das ist unter unserem<br />

Stand. Das sind diese französischen Sitten, die da bei uns<br />

einreißen», sagte Frederi, «und ich denke doch gar nicht daran,<br />

mich davon beeinflussen zu lassen.»<br />

Loís war es schließlich auch, der nach mehrtägigem Suchen<br />

strahlend zu Fabiou in die Carriero de Jouque heimkehrte, mit der<br />

Nachricht, dass ein deutscher Kaufmann mit Namen Petri sein Geschäft<br />

in der Carriero Four dou Temple hatte.<br />

Fabiou hielt es für sinnvoll, erst zu denken und dann zu handeln.<br />

Es war fraglich, ob ein fremdländischer Kaufmann einem<br />

fünfzehnjährigen Jungen allzu bereitwillig Auskunft geben würde,<br />

auch wenn der mit einem beeindruckenden Adelstitel aufwartete.<br />

Frederi um Hilfe zu bitten, war aussichtslos, er würde dies<br />

sicher nur wieder als Anmaßung gegenüber Erwachsenen werten,<br />

und Onkel Philomenus kam natürlich sowieso nicht in Frage. Blieb<br />

eigentlich nur einer.<br />

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