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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Hausarrest mitten in der Festsaison vorzuziehen war. «Ich ende als<br />

alte Jungfer!», heulte sie. «Nur wegen diesem blöden Vascarvié, der<br />

mich für alle Zeiten in mein Zimmer einsperren will.»<br />

«Sag mal, ein bisschen mehr Betroffenheit könntest du ja schon<br />

an den Tag legen», kritisierte Fabiou. «Wenn schon nicht wegen<br />

Alessia, dann wenigstens wegen Cristino. Falls es dir entgangen<br />

sein sollte – sie ist heute nur mit knapper Not einem Mordanschlag<br />

entgangen!»<br />

«Da kann ich doch nichts dafür!», schrie Catarino. «Und Alessia<br />

war eine dummeGans!»<br />

«Trotzdem, auch einer dummen Gans ist es nicht unbedingt zu<br />

wünschen, dass man ihr die Kehle durchschneidet. Ist ja kein Wunder,<br />

dass dieser Vascarvié dich verdächtigt, so herzlos wie du bist»,<br />

grummelte Fabiou. Darauf brach Catarino in Tränen aus, weil alles<br />

so schrecklich gemein sei, und auch Sébastiens Trostworte, dass ihr<br />

Hausarrest sicher beendet sein würde, sobald Vascarvié den Mör -<br />

der gefasst hätte, empfand sie nicht als beruhigende Aussicht – «bis<br />

dieser Trottel den Mörder findet, bin ich Oma!»<br />

Da hatte sie vermutlich recht, aber zum Glück gab es ja Fabiou,<br />

den Poeten und Investigator. Er stand an der Schwenktafel, die<br />

Hand mit der Kreide an die Schrift gelegt. «Qui bono?», las er vor,<br />

für den Fall, dass irgendwer über den Schreck das Alphabet vergessen<br />

hatte. «Wem zum Nutzen? Das ist die Frage. Wem in aller<br />

Welt könnte es nützen, ein siebzehnjähriges Mädchen wie Alessia<br />

de Sault umzubringen? Wem könnte es nützen, Cristino umzubringen?»<br />

Er warf einen auffordernden Blick in die Runde. Ratlose<br />

Gesichter.<br />

«Es passt nicht», murmelte Bruder Antonius kopfschüttelnd,<br />

ebenso wie Crestin am Vorabend. «Alessia passt überhaupt nicht in<br />

die Reihe der bisherigen Mordopfer. Bisher waren alle Toten Männer<br />

mittleren bis höheren Alters. Und alle bisherigen Theorien zu<br />

den Morden – bis auf die Raubmordtheorie – stützten sich auf die<br />

These, dass diese Männer in der Vergangenheit irgendetwas getan<br />

haben, das sie erstens verbindet und zweitens dem Mörder Anlass<br />

gibt, sie aus dem Weg zu räumen. Aber Alessia?»<br />

«Gibt es eigentlich überhaupt noch irgendetwas, das die sechs<br />

Mordopfer verbindet?», fragte Sébastien kopfschüttelnd. «Fünf von<br />

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